Viele Herausforderungen Krefelder Kfz-Innung hofft auf bessere Zeiten

Krefeld · Schlechte Rahmenbedingungen wie Lieferengpässe und Teilemangel fordern die Automobilbranche heraus. Das Werkstattgeschäft hebt die Stimmung zumindest ein wenig.

Obermeister Dietmar Lassek von der Kfz-Innung Krefeld hofft, dass die Rahmenbedingungen für die Autobranche bald besser werden.

Foto: Kfz-Innung Krefeld

Die Lage in der Automobilbranche ist angespannt. Erst hat die Corona-Pandemie die Autoproduktion massiv behindert, später sind der weltweite Chipmangel und andere Lieferengpässe hinzugekommen. Zuletzt haben der Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation dazu beigetragen, dass sich das Konsumklima stark verschlechtert. Zu diesem Fazit kommt Dietmar Lassek, Obermeister der Kfz-Innung Krefeld. Die rund 90 in der Innung zusammengeschlossenen Werkstätten und Kfz-Händler hätten mit der Inflation und einer teuren Energieversorgung zu kämpfen.

Lassek geht davon aus, dass das abgelaufene Jahr das „schwächste Autojahr seit der Wende“ war. „Der Autohandel leidet massiv unter den extrem niedrigen Pkw-Neuzulassungen. Für die gibt es gleich mehrere Gründe: Neuwagen sind aufgrund der weltweiten Restriktionen nur mit sehr langer Lieferzeit erhältlich. In der Folge werden Autos länger gefahren, gebrauchte Fahrzeuge kommen kaum noch auf den Markt. Der Zufluss stagniert, da der Markt nicht ausreichend mit Leasingfahrzeugen und Mietwagen versorgt wird. „Was an neuen Autos reinkommt, ist in der Regel schnell verkauft“, heißt es von den meisten Autohändlern am Niederrhein.

Die Fahrzeuge in den Werkstätten werden immer älter

Nur müssen die Händler erst einmal etwas zum Verkaufen finden. Thomas Paumen, Markenverantwortlicher für Gebrauchtwagen innerhalb der Tölke-und-Fischer-Gruppe, hatte bereits im Sommer im Gespräch mit der WZ erklärt: „Wer gute Gebrauchtwagen anbieten will, muss schnell sein.“

Die angespannte Situation in der Automobilbranche wirkt sich in Teilen jedoch auch positiv aus – zum Beispiel auf das Werkstattgeschäft. „Hier sind wir wieder auf dem Vorkrisen-Niveau von 2019 angekommen“, berichtet Obermeister Lassek. „Die Menschen fahren ihre Fahrzeuge länger. Das Pkw-Durchschnittsalter liegt inzwischen bei zehn Jahren. Und je älter ein Fahrzeug, desto mehr Wartung und Reparatur ist notwendig.“ Die Geschäftslage im Werkstatt-Bereich stimme zwar positiv, jedoch gebe es auch hier Sorgen. Denn die Preise bei Ersatzteilen sind explodiert, sofern diese überhaupt zu bekommen sind. „Früher waren das Automatikgetriebe oder die Lenkung in zwei Tagen da und der Kunde konnte wieder mit seinem Auto fahren. Inzwischen dauert die Lieferung manchmal drei oder vier Wochen“, sagt Lassek. Er und seine Kollegen haben die Hoffnung, dass sich die Situation bald normalisiere. Schließlich gebe es noch genügend andere Baustellen in der Automobilbranche.

Kritisch betrachtet Dietmar Lassek zum Beispiel die geänderten Förderrichtlinien von Elektro-Fahrzeugen, die ab dem neuen Jahr gelten. Das reduzierte Fördervolumen werde viele Kunden abschrecken, ein E-Auto zu bestellen. „Bei den aktuellen Lieferzeiten von oft zwölf Monaten und länger weiß der Kunde gar nicht genau, wie hoch sein Prämienanspruch ist und ob er überhaupt noch in den Genuss einer Prämie kommt“, so Lassek. Zwischen 4500 und null Euro sei alles möglich.

Dabei sei klar, „dass wir einen starken Schub in Richtung CO2-neutraler Antriebsformen benötigen“, so der Obermeister. Derzeit könnten die von der Europäischen Union gesetzten Flottengrenzwerte nur mit Elektrofahrzeugen erreicht werden. Ganzheitlich CO2-neutral sei diese Antriebsart jedoch nur, wenn der dafür benötigte Strom grün sei und bereits die Fahrzeugproduktion klimaneutral gestaltet werden könne. „Es stellt sich die Frage, wann wir diesen Zustand hier in Deutschland und Europa bei den angestrebten Wachstumsraten für E-Fahrzeuge erreichen können. Wir haben auch bei der Ladeinfrastruktur und bei der Ertüchtigung der Stromnetze noch viel zu tun, um die E-Mobilität dahin zu bringen, wo sie hin soll“, sagt Dietmar Lassek.

Der Obermeister plädiert dafür, den Weg für andere klimaneutrale Antriebsarten, wie synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff, offenzuhalten. Die rund 274 Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge in Europa mit konventionellen Antrieben könnten schnell einen Beitrag zur CO2-Minderung leisten, wenn klimaneutral hergestellte synthetische Kraftstoffe in ausreichender Menge vorhanden wären, so Lassek.