Kultur Kleine Meister fallen im Ehrenhof vom Himmel
Düsseldorf · Im NRW-Forum erlebten sechs Schüler kinderleichte Fotoexperimente.
Kinder im Alter zwischen zehn und 13 Jahren tanzten und gestikulierten am Freitag mit ihrer Handy-Taschenlampe in einem abgedunkelten Raum im NRW-Forum, während der zwölfjährige Eugenio vor einer Analogkamera hockte und auf den Auslöser drückte. Die Kinder vor seiner Kamera mimten Sternschnuppen und Sterne, sogar das ganze Universum. Und Eugenio zeigte ihnen anschließend, was für tolle Lichtzeichnungen sie gemacht hatten. Gestern endete der erste Ferienkurs, und lauter kleine Foto-Experimentatoren verließen stolz mit ihrer Beute den Ehrenhof.
Der Kunstpalast ist bekannt für seine Ferienkurse, die unter der pädagogischen Leiterin Birgit van de Water sehr begehrt sind. Der erste Kurs war nach wenigen Stunden ausverkauft. Aber bis zum Ende der Ferien gibt es noch in zwei anderen Kursen einige freie Plätze. Bis Freitag lernten einige neugierige Schulkinder das ABC der Fotokunst. Dabei brachte ihnen die künstlerische Pädagogin Christina Puth gleich in der ersten Stunde bei, was eine Camera obscura ist. Sie hielt ihnen einen schwarzen, lichtdichten Kasten vor die Nase. Jeder durfte durch das schmale Loch schauen und erfahren, wie die Bilder in dieser Uralttechnik auf dem Kopf stehen und seitenverkehrt sind. „Das Bild ist lichtschwach und nur bei ausreichender Abdunkelung gut zu sehen“, erklärte sie. Wie einfach ist dagegen das Handy-Foto von heute. Ein Klick, und das Bild ist da.
Als Forscher machten die Nachwuchskünstler Fotos von sich, druckten sie als dunkle Figuren aus, legten sie zehn Minuten auf lichtempfindliches Papier in der Sonne und rannten dann schnell auf die Toilette, um das Papier unter den Wasserhahn zu halten. Dabei wurde die Farbe an jenen Stellen abgewaschen, die von der Sonne nicht erreicht worden waren. Der Rest erscheint durch die Sonne blau fixiert. Wie selbstverständlich kamen den Kindern Vokabeln wie Blaudruck oder gar Cyanotypie über die Lippen.
Spaß machten aber auch die „Quatschgeschichten“, die in der pädagogischen Abteilung unter dem Motto „Geschichten zur verfälschten Räumlichkeit“ liefen. Fredo (11) etwa nahm seine Brotdose zur Hand und aß, während er fotografiert wurde. Anschließend stellte er die Dose vor die Kamera und setzte sich in einiger Distanz so hin, als hocke er fürs Foto in der Brotdose. Nun musste nur noch sein Freund so tun, als ob er ihn aus der Brotdose verspeist. Schließlich lag Fredo scheinbar auf seiner Hand. Da er neulich einen Grabstein gesichtet hatte, musste er nur noch auf die Hand mit Filzstift die drei Buchstaben RIP schreiben, „Ruhe in Frieden“ also. Derweil mimte Marietta (10) das Mädchen in der Kaffeetasse, während Luca (11) die Tonhalle zwischen Daumen und Zeigefinger nahm.
Einen besonderen Pfiff hatten die Rote-Beete-Bilder. Dabei bestrichen Anna und Jahro ein lichtempfindliches Papier mit dem Saft der roten Beete, legten die Folien mit den dunklen Silhouetten von Mathis und Fredo aufs rote Papier und setzten das Ganze der Sonne aus. Nun schien es, als würden die Kinder durch eine milchig-rote Farblandschaft flitzen.
Der nächste Kurs für Kinder beginnt am 28. Juli um 11 Uhr. Wie die Großen in der Kunstakademie lernen die Kleinen, was es mit dem Zeichnen und Malen, dem Drucken und Kneten auf sich hat. Eine Anmeldung ist erforderlich. Der Kurs, der von Christiane Bücek geleitet wird, kostet 35 Euro und dauert bis zum 31. Juli.
Der letzte Kurs findet am 4., 5., 6. oder 7. August von 11 bis 16.30 Uhr statt. Teilnehmen können auch hier nur jeweils sechs Personen, in diesem Fall nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene. Dieser Kurs zaubert das Porträt des Teilnehmers als Schablone auf ein T-Shirt. Er ist kostenlos, weil er von der Otto-Beisheim-Stiftung finanziert wird.
Wegen der Bauarbeiten im Kunstmuseum finden alle Kurse im NRW-Forum im Ehrenhof statt.