Kultur Rolando Villazón singt in Düsseldorf spanische Liebeslieder

Düsseldorf · Einst war er Star-Tenor auf den ganz großen Bühnen. Heute macht Rolando Villazón es etwas kleiner, intimer.

Foto: dpa/Tobias Hase

Er singt spanische Liebes-Lieder – begleitet nur von einem Harfenisten – Xavier de Maistre. Und moderiert launig und in flüssigem Deutsch einige Nummern kurz an. So auch jetzt in der Düsseldorfer Tonhalle – der ersten Station der Tournee.

Villazón interpretierte die Gesänge mit reichlich Herz-Schmerz-Attacken in knapp zwei Stunden ziemlich gleichförmig. Der 53-Jährige bleibt meist in mittlerer Lage und geht kein Risiko mehr ein. Dennoch feierten viele Besucher den Sänger (genauso wie den Harfenisten) wie üblich mit Ovationen.

Wenn zu Beginn seiner Karriere bekannt wurde, dass der gebürtige Mexikaner ein Konzert in New York, Los Angeles, Mailand, Wien, Paris oder München gibt, waren die Karten innerhalb kurzer Zeit ausverkauft. In der Tonhalle zeigte sich jetzt aber die Realität eines Weltstars von gestern. Auch dann, wenn nach brillant hüpfenden Harfen-Soli der Jubel für den Franzosen de Maistre größer war als für den Sänger. Nicht nur Villazón geht es so. Vor fast 25 Jahren wurde sein hell leuchtender Tenor frenetisch bejubelt – meist in Belcanto-Opern und dramatischen Musikdramen als Bühnenpartner von Anna Netrebko.

Nach zahlreichen Stimm- und Gesundheitskrisen und diversen Comebacks verlegte sich Villazón indes aufs Bücherschreiben, Regieführen, so auch 2017 in Düsseldorf. Er spielt gerne mal den Clown, war und ist immer noch gern gesehener Gast in Talk-Shows – Sesamstraße und Unterhaltungsformate privater TV-Sender inklusive.

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Nun sind es keine Bravour-Arien für Tenor mehr. Hohe Cs? Fehlanzeige. Von Liebe, Leiden und Leidenschaft singt er. Schmerzende Herzen in allen Schattierungen. Wer kein Spanisch versteht, muss dabei die Übersetzungen im Programmheft verfolgen. Die Auswahl der Lieder aus Spanien und Lateinamerika von hierzulande wenig bekannten Komponisten legt Villazón musikalisch in Höhenlagen an, die der aktuellen Konstitution seiner Stimmbänder entgegenkommen, sie aber nicht überfordern. Dadurch fehlt indes manchmal das mitreißende Aufschwingen des Tenors in emotionale Höhenflüge. Man wartet gespannt darauf. Ebenso auf knisternde Kontraste. Umsonst. Eher als seriöser Liedinterpret geriert sich heute Rolando Villazón. In traurigen Passagen „Unter einem Limettenbaum“ oder in einem Schlaflied „Arrorró“.

Voller Poesie besingt er dann die Taube, die nach Süden fliegen will, sich aber nach Norden verirrt. Oder wenn „die Rose in den Armen einer Weide“ blüht. Nur selten flackert seine Stimme von damals kurz auf, meist in einem Schlussakkord, hier und da unterstützt durch kräftiges Aufstampfen. Apart und grazil tänzerisch wirken Einlagen des Harfen-Solisten. Am Ende: begeistertes Publikum, zwei Zugaben.