Theater Sherlock Holmes an der Luegallee
Düsseldorf · Premiere für den Sommerkrimi „Der Hund von Baskerville“ auf der Minibühne in Oberkassel.
Das Theater an der Luegallee geht voller Optimismus in den Sommer. Es kann alle Corona-Auflagen erfüllen, denn es hat sowieso nur 50 Plätze. Die Privatbühne respektiert sogar die Abstandsregeln für die Akteure, indem sie acht Rollen mit nur vier Schauspielern besetzt. Der Sherlock-Holmes-Krimi wirkt dadurch noch spannender. Bei der Generalprobe, zu dem der Altenclub der Philippuskirche eingeladen wurde, war es im Zuschauerraum mucksmäuschenstill.
„Ich will gegen die Krimis im Fernsehen steuern. Im Tatort weiß man immer schon in der zweiten Szene, wer der Mörder ist. Ich will, dass die Zuschauer aufpassen“, so die Theaterleiterin Christiane Reichert. Die Allzweckdame führt Regie im Kriminalstück von Florian Battermann nach A.C. Doyles „Der Hund von Baskerville“. Sie ist für die Möblierung mit Kostbarkeiten vom Sperrmüll verantwortlich und spielt zugleich eine Doppelrolle. Sie gibt anfangs die gestrenge Gouvernante Barrymore, die im langen schwarzen Kleid wie eine Norne reglos dasteht und ein Schicksal zu bestimmen scheint, das wir nicht kennen. Mit ihren kurzen, knappen Sätzen und merkwürdig starren Augen wirkt sie wie ein fremdes Wesen. Später wird sie die neckische Blondine sein, die alles stehen und liegen lässt, um als Verliebte ihrem verdutzten Verehrer in die Arme zu fallen. Der Thriller auf der Bühne ist anfangs ziemlich verwirrend, obwohl er nach dem Einheitsmuster vom klugen Detektiv und seinem freundlich-servilen Freund Dr. Watson gestrickt ist. Da sitzen André Klem als Dr. Watson und Daniel Wandelt als Sherlock Holmes auf der Bretterbühne und spielen allbekannte Typen. Holmes hat allerdings nur einen normalen Spazierstock zur Hand, um einen mysteriösen Todesfall aufzuklären, bei dem der mächtiger Adlige Sir Charles Baskerville vom Geisterhund gejagt wurde, bis dessen Herz in Todesangst stockte.
Der Beginn des Spiels ist zähflüssig, wäre da nicht André Klem, der dicklich und agil zugleich ist. Er gibt den Übereifrigen, der stets zu Diensten ist und sich dabei regelmäßig selbst auf die Schippe nimmt. Wie fast alle Akteure an der Luegallee hat er einen Hauptberuf als Werbegestalter, ist aber mit Herz und Seele im Nebenberuf Hobbysänger und Hobbyschauspieler, der im Wuppertaler Tic-Theater seine Glanznummern gibt. Mit zwei Stühlen, einem Sofa und einem Beistelltisch mimen die Akteure ein Milieu im viktorianischen England, gaukeln den Zuschauern Butler und Herren vor, lassen sie durch eine mit Laubmotiven beklebte Tür in einen verwunschenen Schlossgarten schauen und nach Mördern und entlaufenen Sträflingen Ausschau halten. Lauter Gespenstergeschichten werden aufgetischt, bei denen ein Ungeheuer von Hund durch die Dialoge geistert. Anderthalb Stunden lang sucht der Zuschauer vergeblich nach einer Auflösung all der Rätsel.
Am Ende kann er zwischen Lug und Trug kaum noch unterscheiden, wäre da nicht Sir Henry, der von Jap Philip Keller als Unschuldsknaben gespielt wird. Er ist der junge Erbe, dem es kaum ums Geld, dafür umso mehr um die Liebe geht. Ein Galan von der zögerlichen Sorte. Aber seine patente Beryl fragt ziemlich direkt unter ihrer Blondhaarperücke, ob er sie nun etwa nicht mehr heiraten und Kinder bekommen wolle. „Also, wenn ich es mir recht überlege“, gibt er zum Besten. Die Szene ist umso komischer, als die Angebetete niemand anderes als die Gouvernante und Theaterchefin ist. Da bleibt selbst dem Meisterdetektiv die Sprache im Hals stecken.
Gespielt wird regelmäßig von Donnerstag bis Sonntag, bis Ende August. Lugallee 4/ Eingang Burggrafenstraße