Buongiorno, Da Forno — seit 100 Jahren heiß auf Eis
Der Traditionsbetrieb ist eine Institution. Dahinter steckt eine Familiengeschichte mit überraschenden Wendungen.
Düsseldorf. Der Tag hat nicht gut begonnen für Daniele da Forno: Die Kühlung der Eistheke ist ausgefallen, ausgerechnet jetzt, wo endlich der Sommer da ist! Zum Glück kann ein italienischer Fachmann aus Flingern das Problem schnell lösen. „So was passiert immer freitags vor Ostern“, lamentiert da Forno. Er muss es wissen, seine Familie hat 100 Jahre Erfahrung in diesem Geschäft.
1908 oder 1909 muss es gewesen sein, als Pietro da Forno aus einem kargen italienischen Bergdorf aufbrach, um ein paar Jahre lang im Ruhrgebiet Geld zu verdienen und sich anschließend in Treviso ein Weingut zu kaufen. Doch dann orientierte sich der damals gerade Volljährige anders — eine folgenreiche Entscheidung für die ganze Familie.
Der Mann erkannte in der Eisproduktion eine Geschäftslücke. Zufällig landete er 1912 in Düsseldorf und mietete in der Schwerinstraße 1 einen Raum an, in dem er begann, Speiseeis herzustellen. Verwandte wurden von zu Hause nachgeholt. Ein Café gab es zu der Zeit noch nicht, also zimmerten die Mitarbeiter sich Verkaufswagen zusammen. In angemieteten Toreinfahrten im Stadtteil verkauften sie das Eis.
„Es war keine einfache Zeit für meinen Großvater“, erinnert sich Enkel Daniele da Forno, der das Eiscafé heute mit seinem Bruder betreibt. Das Personal musste beherbergt werden, die Lizenz für ein Café zog sich in die Länge. Ab Mitte der 20er Jahre wurde dann in der Schwerinstraße 1 auch verkauft. Zwischendurch habe sein Großvater als Boxpromoter gearbeitet, der Legende nach sogar einen Schmeling-Kampf in der Tonhalle organisiert. Später kam die Inflation. Und so wurde nichts aus der Rückkehr in die Heimat.
Irgendwann übergab der Mann den Betrieb an seinen Sohn, heute leiten dessen Söhne das Café: Francesco und Daniele. Hergestellt wird das Eis noch immer nach traditioneller Methode, ohne Zusatzstoffe: „Das dauert zwar länger, schmeckt aber besser“, sagt Daniele da Forno. Manchmal wird er von Kunden noch auf die ersten Jahre angesprochen: „Die haben als Kinder noch den Straßenverkauf erlebt.“
Ob das „Da Forno“ die älteste Eisdiele der Stadt ist, weiß die Familie nicht, aber wohl die am längsten durchgehend betriebene. In einer Liste der zehn traditionsreichsten Eislokale Deutschlands landete Da Forno einmal auf Platz vier.
Ob der Betrieb auch noch in der vierten Generation geführt wird, weiß im Moment noch niemand. Seine Eltern hätten ihn schon aufs Gymnasium geschickt, damit etwas Besseres aus ihm werde, erinnert sich Daniele da Forno. Sieben Tage die Woche öffnen, keine Sommerferien, der finanzielle Druck. Sein ältester Sohn studiert erstmal Physik an der Heine-Uni. Hin und wieder hilft er hinter der Theke aus.
Da Forno hat sich selber Zeit gelassen, bis er voll einstieg, zwischendurch lebte er einige Jahre in Italien. Noch heute liest er täglich den Corriere della Sera. Trotzdem fühlt er sich uneingeschränkt als echter Düsseldorfer. Als Reaktion auf die Frage kommt prompt die Antwort: „Aber sicher, ich halte zur Fortuna!“