Tödlicher Unfall auf der Münchener Straße: Lkw-Fahrer entlastet
Experten glauben, der Mann hätte den Tod eines 24-Jährigen an der Münchener Straße nicht verhindern können.
Düsseldorf. Über 14 Monate ist es her, dass ein 24-Jähriger nachts auf der Münchener Straße von einem Sattelzug überrollt und getötet wurde. Der junge Mann hatte sich nach einer Party auf die Schnellstraße verirrt.
Der Fahrer des Lkw fuhr weiter, ohne sich um den Unfall zu kümmern — er wurde wenig später von der Polizei ermittelt. Dennoch darf er weiterhin ans Steuer. Denn bis jetzt gibt es keine Anklage, die Staatsanwaltschaft ermittelt seit über einem Jahr. Jetzt allerdings liegt das wohl entscheidende Gutachten zur Schuldfrage vor.
Vor zwei Monaten rückten Staatsanwaltschaft und Dekra nachts zu der Stelle an der Münchener Straße aus, wo der 24-Jährige am 19. März 2011 starb. Sie stellten die Situation von damals nach — die WZ berichtete.
Bei gleichen Sichtverhältnissen, mit dem Unglücks-Lkw und einer Statistin, die ähnlich gekleidet war wie das Unfallopfer. Die Frage: Hat der Fahrer die Person auf der Fahrbahn gesehen und wenn ja: wann? Denn der damals 45-Jährige behauptet laut Staatsanwaltschaft, den Zusammenstoß gar nicht bemerkt zu haben.
„Das Gutachten ist jetzt da“, sagt der ermittelnde Staatsanwalt Alexander Dirselhuis jetzt auf WZ-Anfrage. Und: „Es ist in der Tendenz eher entlastend.“ 100-prozentig legen sich die Experten in ihrem Bericht zwar nicht fest. Aber, so Dirselhuis: „Auf die Distanz, die nötig gewesen wäre, um noch zu bremsen, hat der Fahrer das Opfer wohl nicht gesehen.“ Eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung ist offenbar vom Tisch.
Allerdings sind die Gutachter in einem anderen Punkt relativ sicher: Der Lkw-Fahrer müsste den 24-Jährigen, der bei dem Aufprall noch stand, aus einer Entfernung von etwa 30 Metern erkannt haben. Da konnte er den tödlichen Unfall zwar nicht mehr verhindern — er dürfte ihn aber wahrgenommen haben. Somit hätte er Unfallflucht begangen, auf die eine Strafe von bis zu drei Jahren Gefängnis steht.
Dirselhuis wird in den kommenden Wochen entscheiden, ob er Anklage wegen Fahrerflucht erhebt. Denkbar ist, dass der Lkw-Fahrer angesichts des Gutachtens eine neue Aussage machen will. „Ich habe das Gutachten an die Verteidigung weitergeleitet und warte auf eine Stellungnahme.“ Bei einer Verurteilung würde dem Fahrer sein Führerschein vermutlich entzogen.