Kommende Woche erhalten mehr als 150 international tätige Investoren das Exposé einer Düsseldorfer Immobilie, die hier vor Ort so gut wie jeder kennt: 19 Stockwerke hoch, direkt am Rhein – mit einer Fassade, die an einen riesigen Reißverschluss erinnert. Der RKM 740 Tower ist die Heimat des Apartment-Hotels The Zipper sowie eines großen Ärztehauses samt Klinik. Und: Er ist pleite. Die Betreibergesellschaft, geführt von einem 64-jährigen Entwickler aus Erftstadt, musste im März Insolvenz anmelden. Deswegen wird das markante Hochhaus in Heerdt nun verkauft, unter großem Interesse der Öffentlichkeit.
Obwohl der Prozess gerade erst beginne, hätten sich bereits zehn Kaufinteressenten proaktiv bei ihm gemeldet, sagt Jan-Philipp Hoos. Er ist Rechtsanwalt, Sanierungsexperte, Partner bei der Kanzlei White & Case in Düsseldorf und vorläufiger Insolvenzverwalter der Betreibergesellschaft des Towers. Vereinfacht gesagt: Er verkauft gerade eines der begehrtesten Hochhäuser der Stadt. „Ein Objekt mit solch hohem Wiedererkennungswert ist schon eine Besonderheit“, sagt Hoos. Und noch eine Sache macht diese Immobilie besonders – ihr Wert.
Experten schätzen, dass der Verkauf des RKM 740 Towers um die 100 Millionen Euro einbringen könnte. Zum Vergleich: Im gesamten ersten Quartal dieses Jahres gab es auf dem Düsseldorfer Immobilien-Investmentmarkt keinen einzigen Deal in dieser Größenordnung. Schon bald aber könnte es so weit sein.
Der Verkaufsprozess für den 70 Meter hohen Turm beginnt offiziell in der nächsten Woche, direkt nach den Osterferien. Dann werden potenzielle Käufer wie etwa Fondsgesellschaften, Versicherungen oder Entwickler angeschrieben. Im Auftrag von Insolvenzverwalter Hoos vermarktet das NRW-Büro des Gewerbemaklers Colliers das Objekt exklusiv. Unterstützung kommt von Sigma Corporate Finance aus Frankfurt. Die Beratung hat sich auf den Verkauf von Unternehmen spezialisiert, die in der Krise stecken oder insolvent sind. Fachleute sprechen von „Distressed M&A“. Für Colliers zeichnen die Immobilienmanager Christian Sauer und Maximilian Brauwers verantwortlich. Ihr Kernziel: „das bestmögliche Ergebnis im Sinne der Gläubiger“ – also ein möglichst hoher Preis für die Immobilie.
Ein Ärztehaus und ein Apartment-Hotel befinden sich im Tower
Der erzielte Erlös geht dann am Ende zum größten Teil an jene Berliner Immobilienbank, die den Bau des Heerdter Hochhauses finanziert hat. Die Pläne stammen vom Architekturbüro J.Mayer.H und Partner, das Ärztehaus mit seinen 100 Beschäftigten zog vor vier Jahren ein, das 168 Einheiten große Apartment-Hotel Zipper eröffnete 2023. Die Gesamtkosten für das Projekt lagen im dreistelligen Millionenbereich. Seit vergangenem Jahr läuft ein vorläufiges Insolvenzverfahren gegen das Privatvermögen des Entwicklers, die Bank verlor das Vertrauen in den Mann, forderte ihr Darlehen zurück – und führte damit den Verkauf der Immobilie durch einen Insolvenzverwalter herbei.
Bis es zum Notar geht, wird es noch Monate dauern. Zunächst haben die potenziellen Käufer ab Ende April Zeit, ein knapp 40-seitiges „Investment Memorandum“ zu studieren. Darin finden sie Fotos, Grundrisse und wirtschaftliche Eckdaten zur Nutzung des Objekts. So können sie sich eine entscheidende Frage beantworten: Lohnt es sich, hier zu investieren? Und wenn ja, zu welchem Preis?
Bis Ende Juni sollen die Interessenten ein „indikatives Angebot“ abgeben. Das ist rechtlich nicht bindend, enthält aber einen möglichen Kaufpreis sowie Angaben zur Finanzierung und den neuen (möglichen) Eigentümern. Sodann geht es mit den attraktivsten Bietern in Verhandlungen, bei besonders hoher Nachfrage kann es schließlich zum gegenseitigen Überbieten kommen. „Das ist manchmal wie auf dem Basar“, sagt ein Düsseldorfer Insolvenzverwalter, der mit solchen Prozessen vertraut ist. Am Ende muss die Bank mit dem Preis einverstanden sein und das Löschen ihrer Grundschuld bewilligen. Danach steht dem Verkauf nichts mehr im Wege.
Dem prestigeträchtigen Hochhaus ist zu wünschen, dass es in gute Hände gerät – und endlich final fertiggestellt wird. Denn neben den Vorzügen des Objekts weist Verkäufer und Insolvenzverwalter Jan-Philipp Hoos auch auf Herausforderungen hin: „Die Gastrofläche im Erdgeschoss und das Penthouse ganz oben sind noch nicht vollständig ausgebaut.“ In der 18. und 19. Etage existiert eine Luxuswohnung, 450 Quadratmeter groß, zwölf Meter hohe Fenster mit Blick über den Rhein. Der bisherige Eigentümer wollte das Penthouse schon vor Jahren verkaufen, für fast zehn Millionen Euro. Es blieb jedoch bei dem Vorhaben. Deshalb zählt auch dieser besonders exquisite Teil des Hochhauses zur Insolvenzmasse.