Annika Maes war 15 Jahre alt, als ihr Vater, Franz-Josef Maes, sie fragte, ob sie eines Tages sein Fahrradgeschäft Düsselrad – damals noch beheimatet in Unterbilk – übernehmen wolle. Und da sie sich, seit sie denken kann, tatsächlich nichts anderes vorstellen konnte, sagte sie selbstverständlich „ja“. Dass sie zunächst eine handwerkliche Ausbildung absolvieren würde, war schnell klar. Nach verschiedenen Praktika entschied sich Annika Maes, Zweiradmechanikerin zu werden. Heute ist sie Meisterin in diesem Beruf, kann gleichermaßen Motorräder und Fahrräder reparieren und darf außerdem auch ausbilden.
Der Vermieter des Geschäfts in Unterbilk hat dann die ursprünglichen Pläne ein wenig durchkreuzt. Er wollte die Räumlichkeiten nämlich anderweitig nutzen, sodass Annika Maes‘ Vater den Laden aufgeben musste – und so die Gelegenheit nutzte, das Geschäft früher als geplant an seine Tochter zu übergeben. „Eigentlich war mir der Zeitpunkt zu früh, ich hätte gerne nach der Meisterprüfung noch ein bisschen gewartet und mich nicht sofort selbstständig gemacht“, erzählt die 29-Jährige rückblickend. Dennoch ist sie heute froh und zufrieden, dass es so gekommen ist, denn sie hat – nach längerer Suche – passende neue Räume für Düsselrad gefunden und ist im September vergangenen Jahres in die Selbstständigkeit gestartet.
Wegen der langjährigen Stammkundschaft wäre Annika Maes gern in Unterbilk oder Bilk geblieben, aber die Mieten für entsprechende Ladenlokale waren ihr zu hoch. Zudem gibt es in diesen Stadtteilen einige Mitbewerber. „Bekannte brachten mich dann auf die Idee, doch einmal linksrheinisch nach Räumlichkeiten zu suchen“, erinnert sie sich. Zwar, so Maes, seien die Mieten dort ebenfalls nicht gerade niedrig, aber die Dichte an Fahrradgeschäften sei im Vergleich deutlich geringer.
Zufällig entdeckte sie dann die Bäckerei an der Löricker Straße – dort wurde ein Nachmieter gesucht. Mit dem Bäcker war sie schnell einig, denn sie entschied sich, dessen große Theke und Regale zu behalten, nur der Ofen musste natürlich raus. Überhaupt hat sie wenig verändert, lediglich die beiden hinteren Werkstatträume wurden gestrichen. Und so kann man dem rund 60 Quadratmeter großen Verkaufsraum ansehen, dass er einmal eine Bäckerei beherbergt hat – allerdings liegen in den Regalen eben keine Brote, und in der ehemaligen Kühltheke stehen keine Torten. Stattdessen befindet sich dort Fahrradzubehör aller Art, seien es nun Klingeln, Pedalen, Lampen und vieles mehr. Neben klassischen Stahlrädern dreier hochwertiger Marken, darunter die bekannte schwedische Marke Pilen, bietet Maes eine große Auswahl Zubehör an. „Ich verkaufe alles außer Bekleidung und Helme“, sagt sie.
Nur die hauseigene Marke, das Düsselrad – hier konnten die Kunden zwischen vier verschiedenen Rahmen und unzähligen Farben wählen – gibt es derzeit nicht, da die bisherige Manufaktur keine Stahlrahmen mehr herstellt. Das Hauptgeschäft liegt – auch wenn Maes seit der Eröffnung schon einige Fahrräder verkauft hat – im Handwerk, denn Kunden, die den Reparaturservice ihrer Meisterwerkstatt nutzen, geben sich täglich die Klinke in die Hand. „Ganz oft kommen auch Bewohner des nahegelegenen Seniorenheims – sie freuen sich nämlich riesig, wenn ich ihre Rollatoren repariere“, sagt Maes.
Mit Blick in die Zukunft wünscht sie sich weniger Bürokratie, damit auch wirklich mehr Zeit für Reparaturen und den Verkauf bleibt – und möglichst bald zudem eine(n) Auszubildende(n), damit der zweite Werkstattraum endlich genutzt werden kann.