Jude Law in der Gangsterkomödie „Dom Hemingway“
Der Brite spielt einen fülligen Kriminellen.
Jude Law sei es gegönnt, dass er in Richard Shepards „Dom Hemingway“ Abschied nehmen darf vom Image als ätherischer Schönling. Gleich in der ersten Szene wird sein bis zur Gürtellinie entblößter Körper frontal ins Bild gefasst. Man sieht, dass der Mann mit Anfang 40 tapfer daran gearbeitet hat, seine Körperfettwerte zu erhöhen. Das hübsche Gesicht wird durch einen grausamen Backenbart zünftig verunstaltet. Mit ausgebreiteten Armen steht er da und hält eine mehrminütige Lobrede auf das eigene Gemächt.
Sein Dom Hemingway ist ein Großkotz, der wie eine Dampfwalze durch das eigene, limitierte Leben rollt. Als der gelernte Safeknacker nach zwölf Jahren aus dem Gefängnis kommt, stolziert er schnurstracks zu dem Mann, der ihm die inzwischen verstorbene Frau ausgespannt hat, und prügelt ihn halbtot. Nach einer mehrtägigen Party mit Prostituierten, Koks und Bier findet sich Dom in einem Hochgeschwindigkeitszug nach Frankreich wieder, wo er bei seinem damaligen Auftraggeber Mr. Fontaine (Demian Bichir) die Belohnung für zwölf Jahre Verschwiegenheit einstreichen will.
Laut und unbeholfen poltert „Dom Hemingway“ zwischen hartgesottener Gangsterkomödie und weinerlichem Resozialisierungsdrama hin und her, wobei der angestrengte Wille zum Kultfilm schon bald zu nerven beginnt. Der Charme des Stehaufmännchens mit der großen Klappe ist schon weit vor der Halbzeit verblasst und die episodische Handlungsstruktur hat keinen nachweisbaren Spannungsbogen zu bieten. Law wirft sich mit Verve in sein Coming Out als Dreckskerl. In einem anderen, weniger fahrig inszenierten Film hätte er sich mit dieser Rolle neu erfinden können. Aber mit „Dom Hemingway“ hat er auf einen lahmen Gaul gesetzt.