Jugendschutz: Brutaler „Tatort“ läuft erstmals erst um 22 Uhr

Vor 15 Jahren wurde ein „Tatort“ mal wegen mangelnder Qualität ins Spätprogramm verbannt, aber noch nie in 43 Jahren musste eine Folge aus Jugendschutzgründen später laufen. Jetzt erwischt es den letzten Kölner „Tatort“ mit Assistentin Lüttgenjohann.

Köln (dpa). Zum ersten Mal in 43 Jahren wird am 15. Dezember ein „Tatort“ aus Jugendschutz-Gründen erst um 22 Uhr gezeigt. Mit dem „Köln“-Tatort „Franziska“ wurde am Sonntagabend das Film- und Fernsehfestival Cologne Conference eröffnet.

Im Mittelpunkt der Folge steht die Assistentin der Kommissare Ballauf und Schenk, Franziska Lüttgenjohann. Sie tritt zum letzten Mal auf, weil Darstellerin Tessa Mittelstaedt nach zwölfeinhalb Jahren ausscheiden wollte. Lüttgenjohann wird in der Geschichte von einem Häftling als Geisel genommen.

„Das ist in 43 Jahren der erste "Tatort", der bei der Erstausstrahlung aus Jugendschutzgründen erst um 22 Uhr läuft“, sagte der WDR-Fernsehspielchef Gebhard Henke der dpa. 1998 war die letzte „Tatort“-Folge mit Winfried Glatzeder als Kommissar Roiter wegen Qualitätsmängeln vom angestammten Sendeplatz am Sonntag nach der „Tagesschau“ auf Montagabend 23 Uhr verlegt worden. 2011 wurde der Münchner „Polizeiruf 110“ aus Gründen des Jugendschutzes ebenfalls von 20.15 auf 22 Uhr verschoben.

„Es ist nicht so, dass der Film nun besonders blutrünstig wäre, gar nicht“, sagte Henke über den Köln-„Tatort“. „Aber es ist ein besonderer Fall, denn er geht nicht gut aus. Das Problem ist das Gesamtbedrohungspotenzial, das über längere Zeit andauert. Das können unter 12-Jährige noch nicht verarbeiten.“ Der „Tatort“ sei im Prinzip ein Familienfilm, sagte Henke. „Der muss für 12-Jährige kompatibel sein.“ Deshalb habe sich der WDR entschieden, diese Folge erst zu späterer Stunde zu zeigen.

„Für uns ist das kein Problem. Wir haben auch nicht gesagt: Was können wir da jetzt rausschneiden? Damit wäre es in diesem Fall auch gar nicht getan. Wir haben gesagt: Der soll so laufen, aber eben später. Zudem wollten wir auch die künstlerische Integrität des Films von (Regisseur) Dror Zahavi respektieren.“

Tessa Mittelstaedt sagte unmittelbar nach dem Film in einem Werkstatt-Gespräch bei der Cologne Conference: „Es bewegt mich sehr, das zu sehen, es ist fürchterlich.“ Über Hinnerk Schönemann, der den wegen Mord und Vergewaltigung verurteilten Häftling Kehl spielt, sagte sie: „Ich hätte mir keinen besseren Partner als Hinnerk vorstellen können.“