Kenneth Branagh über den „Cinderella“-Dreh

Berlin (dpa) - Eigentlich gilt Kenneth Branagh als Fachmann dafür, Shakespeare-Stücke auf die Bühne oder die Leinwand zu bringen - doch nun hat er „Cinderella“ neu verfilmt.

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Stars wie Cate Blanchett, Lily James und Helena Bonham Carter spielen in dem Märchen mit. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht Branagh über Aschenputtels Charakter, deutsche Burgen und aufwendige Kleider.

Frage: Das „Aschenputtel“-Märchen ist schon mehrfach verfilmt worden. Was wollten Sie anders machen bei Ihrer Version?

Antwort: Cinderella sollte ihr Leben nicht als Opfer verbringen, als jemand, dessen Wünsche nur von anderen abhängig sind und eine gute Fee braucht, um befreit zu werden. Nein, sie hat einen starken Charakter. Ich wollte ihre Freundlichkeit und ihren Mut zum Kraftvollsten im Film machen.

Frage: Der Film feierte auf der Berlinale Premiere, war das etwas Besonderes? Die Gebrüder Grimm stammten ja auch aus Deutschland.

Antwort: Ja, es war besonders. Der Palast im Film ist inspiriert worden von viele Burgen und Schlössern aus der Umgebung, zum Beispiel aus Dresden. Dieses bergige Königreich in der Mitte Europas ist toll. Als ich den Film in Berlin gesehen habe, da hatte ich das Gefühl, dass vieles im Film hier ziemlich gut herpasst. Das freut mich.

Frage: Was war für Sie am Schwierigsten an diesem Projekt?

Antwort: Einige logistische Dinge. Zum Beispiel dieser Alptraum, den die Mädchen haben, da spielen Korsagen eine wichtige Rolle. Es dauerte morgens also etwas, bis alle am Set waren - und wir konnten nicht ewig arbeiten, weil alle schnell müde wurden. Die große Szene im Ballsaal haben wir eine Woche lang gedreht. Wir hatten Hunderte Statisten und jeder wollte natürlich perfekt aussehen. Manchmal dachte ich: „Oh Mann, ich muss jetzt mal der Erwachsene sein, der Ernsthafte mitten in dieser Aufregung.“ Aber andererseits hat der Film auch immer viel Aufmunterung zurückgegeben.

Frage: Das Kleid, das Helena Bonham Carter als gute Fee im Film trägt, ist sehr opulent. Wie kompliziert war der Dreh damit?

Antwort: Nun, normalerweise bewegte sie sich mit vier oder fünf Leuten um sich herum. Zwei knieten hinter ihr, so dass man sie nicht sah - und einer saß unter dem Kleid, der musste die Batterien tragen. Nun, mal klappte alles, mal nicht. Wir mussten alles zeitlich sehr genau festlegen. Wir haben auch draußen gedreht, nachts, es war kalt und sie musste ins Kleid schlüpfen mit all den Lagen, dann kamen die Lichter dran, dann musste ihre Frisur gemacht werden und dann kamen die Flügel. Es war so ähnlich, wie einen Raketenstart vorzubereiten. Aber es war ein großartiger Spaß. Immer, wenn wir mit dem Kleid gedreht haben, dann war das ein Event!

Frage: Das heißt, jede Toilettenpause dauerte einen halben Tag?

Antwort: Absolut! Wir hatten über Funk dieses Codewort: Zehn-eins. „Die gute Fee muss mal zehn-eins. Okay, wir sehen uns in einer Woche wieder!“

ZUR PERSON: Sir Kenneth Branagh ist ein britischer Schauspieler und Regisseur. Für Furore sorgte er vor allem mit seinen Shakespeare-Verfilmungen wie „Henry V.“ (1989), „Viel Lärm um nichts“ (1993) oder „Hamlet“ (1996). Der 54-Jährige ist auch in der Rolle als „Kommissar Wallander“ bekannt.