Kino-König Flebbe über Nachos und den Zoo-Palast

Hannover (dpa) - Seine Karriere begann Hans-Joachim Flebbe 1972 als Kartenabreißer im kleinen Apollo-Kino in Hannover, 18 Jahre später eröffnete er das bundesweit erste Multiplex-Kino in seiner Heimatstadt.

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Der Cinemaxx-Gründer hat sich seit seinem Ausstieg bei der Kinokette der Einrichtung eleganter Filmtheater verschrieben. Nach dem wiederbelebten Berliner Zoo Palast soll nun das Astor Grand Cinema in Hannover das Publikum vom heimischen Sofa vor die große Leinwand locken. Im für neun Millionen Euro umgebauten ehemaligen Cinemaxx eröffnet nächste Woche (3. Dezember) ein Premiumkino mit zehn Sälen und 2200 Plätzen.

Frage: Herr Flebbe, gehen Sie eigentlich noch selbst ins Kino oder lieber in die Oper?

Antwort: Zum Filmgucken habe ich wenig Zeit, das schaffe ich vielleicht einmal im Monat. Zuletzt war ich in „Monsieur Claude und seine Töchter“, eine schöne Komödie. Aber Kino gehört in unserer Familie zum Standardprogramm. Meine 17 und 20 Jahre alten Kinder schauen sich anders als viele ihrer Altersgenossen Filme gerne im Kino an und nicht im Internet vor dem Computer.

Frage: Nie war es so einfach, Filme über Internetdienste auszuleihen und daheim im Wohnzimmer zu gucken. Wie war das Kinojahr 2014 für die Branche?

Antwort: Das Jahr wird wahrscheinlich mit einem Besucherminus von drei bis vier Prozent abschließen. Das ist im Wesentlichen der Fußball-Weltmeisterschaft geschuldet, da hätte man die Kinos im Grunde genommen für einen Monat schließen können.

Frage: Ende November 2013 haben Sie den Berliner Zoo Palast wiedereröffnet. Wie lief das erste Jahr?

Antwort: Wir werden zwischen 550 000 und 600 000 Besucher im ersten Jahr haben, was ein tolles Ergebnis ist. Uns freuen vor allem die Reaktionen des Publikums. Viele fühlen sich durch die Vorhänge und Lichteffekte an die gute alte Kinozeit erinnert.

Frage: Jetzt haben Sie das ehemalige Cinemaxx gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Heinz Lochmann für neun Millionen Euro in ein Luxuskino umgebaut. Woher nehmen Sie den Glauben, dass das Konzept auch in Hannover funktioniert?

Antwort: Man weiß es vorher nie. Das ist wie bei einem Regisseur oder Produzenten, der einen Film gemacht hat. Man fiebert dem ersten Tag entgegen. Wir wissen nicht, ob die Hannoveraner noch zu ihrem Kino zurückfinden werden. Es stand ja anderthalb Jahre leer. Als wir das erste Multiplex genau an diesem Ort bauten, ging es vor allem um die riesige Leinwand. Unser Feind war immer der Fernsehapparat. Die neuen Privatsender zeigten damals ja jede Menge Spielfilme.

Frage: Und jetzt stellen Sie Hocker zum Füßehochlegen in die Loge, um es den Besuchern so bequem wie vor dem heimischen Fernseher zu machen?

Antwort: Für mich ist wichtig, dass die Besucher im Kino so sitzen wie zu Hause. In der Loge kann man bei uns am Platz eine Flasche Wein, Cola oder Popcorn ordern. Die Zuschauerzahlen in den Kinos haben sich bundesweit in den vergangenen Jahren bei 130 bis 140 Millionen eingependelt. Um Steigerungen zu erreichen, müssen wir uns etwas Neues einfallen lassen. An die Riesen-Leinwände haben sich inzwischen alle gewöhnt.

Frage: In allen anderen großen Kinos gibt es mexikanische Nachos. Warum bei Ihnen nicht?

Antwort: Mich haben ein paar Dinge am Kino immer genervt. Neben dem Schlange stehen an der Kasse gehörte dazu, dass mein Nachbar Nachos mit Käsesauce gegessen hat und ich die ganze Zeit diesen Käsegeruch in der Nase hatte. Deswegen gibt es bei uns keine Nachos.

ZUR PERSON: Hans-Joachim Flebbe (63) ist Gründer der Kinokette Cinemaxx, aus der er 2008 im Streit ausschied. Seitdem konzentriert er sich auf Filmtheater mit besonderem Service für ein Publikum über 30. Der Unternehmer lebt seit 20 Jahren mit seiner Familie in Hamburg, ist aber trotzdem noch Fan des Fußballvereins Hannover 96. In seiner Freizeit joggt er gerne um die Alster.