Kinokritik: Contagion - Die Viren überrollen uns alle (mit Trailer)

Steven Soderbergh inszeniert in „Contagion“ mit großer Realitätsnähe eine Pandemie. Mit dabei sind Stars wie Matt Damon, Jude Law und Gwyneth Paltrow.

Düsseldorf. Seuchen sind im Katastrophenkino ein immer wieder gern gewähltes Thema. Aber anders als frühere Filme dieses Genres inszeniert der US-Regisseur Steven Soderbergh („Ocean’s Eleven“, „Erin Brockovich“) den Thriller „Contagion“ (Ansteckung) mit großer Wirklichkeitsnähe — und umso eindrucksvoller.

Temporeich gegeneinander geschnittene Erzählstränge schildern Tag für Tag den Verlauf einer todbringenden Infektionswelle, die mehrere Kontinente überrollt. Die Stärke dieses Science-Fiction-Films liegt in der fast dokumentarischen Darstellung der Virus-Verbreitung.

Selbst drastische Sterbeszenen wirken hier oft so, als würde die Kamera mit den Blicken der Ärzte nach einer Diagnose suchen. Durch die sachliche Inszenierung der Epidemie fühlt man sich gelegentlich vor eine Nachrichtensendung im Fernsehen versetzt. Die Geschichte dürfte die Zuschauer an die Medienbilder erinnern, als Krankheitserreger wie die Schweinegrippe, BSE oder SARS Anlass zu Sorge gaben.

Der Film beginnt an Tag zwei der Epidemie. Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) kommt mit Grippe-Symptomen von einer Hongkong-Reise nach Hause zu ihrer Familie in Minneapolis. Hilflos muss ihr Mann Mitch (Matt Damon) dabei zusehen, wie kurz darauf erst sie, dann ihr Sohn Clark an einem Virusinfekt sterben. Der Tod von Mutter und Sohn wird schnell Thema auf höchster Ebene. Denn der Erreger MEV-1, durch den sie ums Leben gekommen sind, gerät außer Kontrolle.

Was geschah an Tag eins der Epidemie? Wo kommt der Erreger her? Diesen Fragen gehen die Teams um den Seuchenbekämpfer Dr. Ellis Cheever (Laurence Fishburne) und die Ärztin Dr. Erin Mears (Kate Winslet) nach. Die Wissenschaftler ermitteln gehetzt, wo der Ursprung der Infektionswelle liegen könnte, um einen Impfstoff gegen das Virus zu finden. Sie kooperieren dabei mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf, für die sich Dr. Leonora Orantes (Marion Cotillard) auf die Suche nach der Virus-Quelle begibt.

Den kritischen Kommentar zur offiziellen Ebene liefert der Blogger Alan (Jude Law). Seine Rolle entspricht fast der eines antiken Chores: Er stellt die Verbindung zur Masse der Betroffenen her, zu ihren Ängsten und Nöten.

Der Schrecken entsteht hier ganz beiläufig. Je stärker staatlich vorgegebene Quarantäne-Regeln in den Alltag der Bürger eingreifen, desto lautloser wird es an öffentlichen Plätzen. In einer beklemmenden Sequenz von Stillleben zeigt der Thriller eine Reihe menschenleerer Orte: Flughäfen, Wartesäle, Fitness-Studios.

So entstehen plötzlich rechtsfreie Räume. Supermärkte werden geplündert. Und dann beobachtet Mitch gar, wie im Nachbarhaus Schüsse fallen und sich zwei Einbrecher — vermutlich auf der Suche nach Lebensmitteln — mit ihren Gewehren davon machen. In der Notruf-Zentrale erreicht er nur noch einen Anrufbeantworter.

Die Tragödie in „Contagion“ geht unter die Haut. Wenn man den Kinosaal Richtung Toiletten verlässt, kommt man nicht umhin, die Desinfektionsmittel-Spender am Waschbecken mit anderen Augen zu betrachten. Denn zu Beginn des Jahres waren sie noch gut gefüllt: zur Zeit der Ehec-Epidemie.

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