Komödie: Wechseljahre in der Wüste

Weil ihnen in New York die Decke auf den Kopf fällt, flüchten Carrie und Co. in „Sex and the City 2“ nach Abu Dhabi.

Machen wir uns nichts vor: Die eigentliche Hauptrolle in "Sex and the City" spielte New York - diese Stadt, die alles verheißt, vieles gibt, aber auch einiges abverlangt.

Als der mondäne Großstadt-Reigen 2001 nach drei Staffeln Bergfest feierte, fielen die Zwillingstürme. Geschickt verarbeiteten die Autoren damals, dass es nicht mehr nur um die persönlichen Unsicherheiten der Protagonistinnen ging, sondern auch um das allgegenwärtige Gefühl des Ausgeliefertseins.

Plötzlich konnte New York, der schillernde Mikrokosmos für Menschen mit Selbstverwirklichungsdrang, unnahbar und abschreckend wirken. Doch die Stadt ließ sich nicht unterkriegen. Wer heute an New York denkt, hat eher wieder die Fashion Week oder die Wall Street vor Augen, nicht den 11. September.

Deswegen filmt die Kamera zu Beginn des zweiten Kinoabenteuers von Carrie und Co. auch erstmal ehrfürchtig die Skyline und die Straßenschluchten ab. Alicia Keys’ "Empire State of Mind" läuft dazu, jener Song, der von der Stärke der New Yorker handelt, sich nicht unterkriegen zu lassen. Das hat er mit den vier Hauptfiguren gemein. Kein Schicksalsschlag, der ihnen ins Drehbuch geschrieben wurde, konnte ihnen etwas anhaben. Im Gegenteil, er machte sie stärker. Sogar, wenn einer von ihnen die angehimmelten Manolos vor der Nase weggekauft wurden.

Und genau das wird der Handlung von "Sex and the City2" ein wenig zum Verhängnis: Da ist nicht mehr viel, was dem Damen-Quartett noch zustoßen könnte. Bis auf Samantha (Kim Cattrall) haben sich alle in gesicherte Familienverhältnisse geflüchtet. Und selbst bei der überzeugten Nymphomanin lassen die Triebe nach, weil die Natur ihren Tribut fordert. Beim Anblick eines Rugby-Teams während eines Schwimmausflugs stellt sie, als sich nichts bei ihr regen will, hysterisch fest: "Die Östrogene haben das Gebäude verlassen!" Die Wechseljahre machen wirklich vor niemandem Halt.

Ein Tapetenwechsel muss her, da kann New York noch so stolz strahlen. Weil sie von einem Scheich für einen PR-Auftrag nach Abu Dhabi eingeladen wurde, verfrachtet sich die frustrierte Samantha mitsamt ihren Freundinnen in den Mittleren Osten. Dort brechen sich die Alltagssorgen in Form kontrollierter Nervenzusammenbrüche Bahn: Carrie (Sarah-Jessica Parker) hat Stress mit Big (Chris Noth), weil sie Angst davor hat, dass ihr junges Eheglück unter Routine erstickt. Und Charlotte (Kristin Davis) wachsen nicht nur ihre beiden Adoptivkinder über den Kopf, sondern auch das dralle Kindermädchen, das zur Freude ihres Mannes immer auf den BH unter der Bluse verzichtet.

Ähnlich belanglos wie die Probleme der Damen gerät der Ausflug in die Wüste: Gleißende Aufnahmen von malerischen Dünenlandschaften, dazu ein paar gefühlige Anekdoten von ausgebeuteten Servicekräften im Luxus-Emirat - das hat "Traumschiff"-Niveau. Und ist von der cleveren Zeitgeist-Bestandsaufnahme, die die Serie einst war, ungefähr so weit entfernt wie New York von Abu Dhabi.