Interview mit Ewan McGregor; Nervös beim Hüftschwung

Ewan McGregor über seine Rolle als Schwuler im Film „I love you Phillip Morris“ und seine monatelangen Motorradtouren.

Düsseldorf. Herr McGregor, hatten Sie Vorbehalte, einen Homosexuellen zu spielen?

McGregor: Gar nicht. Als Schauspieler ist es dein Job, dich in andere hineinzuversetzen. Und Menschen sind nun mal schwul, hetero oder was auch immer. Ich werde ja auch nicht gefragt, ob ich Vorbehalte habe, einen Polizisten oder einen Bergarbeiter zu spielen. Das fände ich fast exotischer.

McGregor: Früher hat es mich genervt, wenn ich so oft gefragt wurde, wie es war, nackt vor der Kamera zu stehen. Jetzt macht es mich betroffen, wie oft ich gefragt werde, wie es war, einen Schwulen zu spielen - das zeigt, wo unsere Gesellschaft offenbar steht. Ist im Jahr 2010 der Gedanke, dass zwei Männer sich lieben, noch immer schockierend?

McGregor: Die erotischen Szenen spielten Jim und ich - mir fällt kein anderes Wort ein - sehr straight. Und voller Respekt füreinander. Wir sind es einfach angegangen. Und, was soll ich sagen: Es war nicht anders als sonst.

McGregor: Wir haben uns auf Anhieb verstanden. Er ist aber auch sehr liebenswert. Gleich am ersten Abend beschlossen wir, in eine Schwulenbar zu gehen. Aber das wurde ein Zirkus! Erst mal, weil ein Tross von der Produktion mitkam. Es waren also nicht nur zwei Hetero-Männer, die in die Gay-Bar gingen, sondern ein ganzer Haufen. Und der eine entpuppte sich dann auch noch als Jim Carrey! Da war großes Gejohle angesagt. Wären wir zwei allein los gegangen, hätte man uns vielleicht gar nicht erkannt.

McGregor: Was mich nervös machte, war eine Szene vor dem erstem Kuss: Da liegt Jim auf seinem Zellenbett und liest, ich tanze ganz langsam vor ihm. Puh, diese paar Hüftschwünge - das war der schwierigste Moment für mich! Da fühlte ich mich wirklich nackt!

McGregor: Mit sechs, sieben Jahren habe ich die Originale gesehen - und geliebt! Denn mein Onkel spielte darin mit, Denis Lawson - er war der Wedge in den ersten drei Filmen. Er war mein Held, seinetwegen bin ich überhaupt Schauspieler geworden!

McGregor: Ich habe nie davon geträumt, irgendwo am Strand ein Hotel aufzumachen oder so - nur davon, Schauspieler zu sein. Und jetzt lebe ich diesen Traum täglich bei der Arbeit.

McGregor: Ja - ich gebe zu, Motorräder sind eine weitere Leidenschaft von mir.

McGregor: Ich war fünf, als ich das erste Mal auf einer winzigen 50- Kubik-Maschine saß. Mein Vater fuhr bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung ein krankes Kind auf dem Motorrad herum. Als der Junge fertig war, durfte ich mal kurz drauf. Seitdem war ich süchtig nach diesem Gefühl: der Wind in den Haaren, der Motor schnurrt - herrlich!

McGregor: Es ist hochspannend, die Welt so zu entdecken! 2004 bin ich mit meinem besten Freund Charley Boorman in gut drei Monaten von London nach New York gefahren. Dabei ging es durch sehr entlegene Landstriche, Kasachstan, Mongolei, Sibirien. Ich fand es wunderbar, irgendwo am Ende der Welt zu sein.

McGregor: In Afrika war auf den Straßen viel los, sie sind voller Leute und Tiere. In Sibirien sind wir wochenlang niemandem begegnet, in Afrika musste man um Kinder und Tiere Slalom fahren. Und was wir alles gesehen haben! Manchmal kamen wir uns vor wie "Indiana Jones" - großartig!