Drama: Eine Gelähmte, die wieder gehen kann

Jessica Hausner betrachtet Wunder in „Lourdes“.

Wie ein Märchen hört sich die Geschichte von Jessica Hausners Film "Lourdes" an. Denn dort, in der berühmten französischen Pilgerstätte, geschieht ein Wunder: Eine junge, gelähmte und gar nicht mal besonders gläubige Frau (Sylvie Testud) kann wieder gehen.

Äußerst subtil nähert sich die österreichische Regisseurin ihrem Thema, zeigt analytisch und mit dokumentarisch anmutenden Bildern die manchmal etwas befremdlich wirkenden Rituale des Wallfahrtsortes, in dem so viele Hoffnungen am glatten Fels der Grotte abprallen.

Die wundersame Heilung von Christine bedeutet für die Auserwählte nicht nur das seligmachende Glück. Sofort werden Neider und Zweifler auf den Plan gerufen, und sie wird zur skeptisch beobachteten Außenseiterin ihrer Reisegruppe. Gleichzeitig muss das Wunder offiziell anerkannt werden, was eine bürokratische Maschinerie in Gang setzt.

Hausner ("Lovely Rita", "Hotel") stellt zurückhaltend Fragen danach, warum wir solche Wunder überhaupt brauchen und was sie mit den Menschen machen. Dabei gelingt ihr der Spagat, mit feiner Ironie ihre Skepsis gegenüber solchen Phänomenen auszudrücken, ohne die Pilgerstätte bloßzustellen oder gläubige Katholiken zu verletzen. mm