Hollywoodflair Laupheim punktet mit Roland Emmerich
Laupheim (dpa) - Angenommen zwei berühmte Hollywood-Schwaben machen gemeinsam einen Film im Ländle. Aussehen könnte der so: Das Hubschraubergeschwader der Bundesluftwaffe, stationiert im oberschwäbischen Laupheim, wird innerhalb von Sekunden pulverisiert.
Mit Strahlenwaffen legen Außerirdische auch die Laupheimer Kronen-Brauerei und den Traditionsgasthof „Zum Roten Ochsen“ in Schutt und Asche. Aus den Trümmern erheben sich - furchterregender denn je - Graf Dracula und Frankenstein.
Carl Laemmle aus Laupheim: Ein armer 17-jähriger Jude wandert nach Amerika aus, bringt es bis zum Gründer der Universal Studios und macht ein Vermögen mit Kassenschlagern wie „Dracula“, „Frankenstein“ oder „Die Mumie“. Und Roland Emmerich aus Stuttgart: Mit Blockbustern wie „Independence Day“, „Godzilla“ und „The Day After Tomorrow“ ist er einer der erfolgreichsten Science-Fiction- und Katastrophenfilmer der Welt. Am kommenden Freitag (17.3.) kreuzen sich in Laupheim die Wege dieser Kinogiganten - wenngleich im Abstand von Jahrzehnten.
Als Emmerich 1977 sein Studium an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film begann, war Laemmle schon fast vier Jahrzehnte unter der Erde. Geboren wurde er am 17. Januar 1867. Seinen 150. Geburtstag feiert Laupheim in diesem Jahr mit mehreren Dutzend Veranstaltungen und einer Sonderausstellung von Kunstwerken zur Persönlichkeit und Leistung Laemmles. Höhepunkt: die erstmalige Verleihung eines großen deutschen Lebenswerkpreises für einen Filmproduzenten.
Die Auszeichnung, die Laupheim und die Allianz Deutscher Produzenten künftig jedes Jahr gemeinsam vergeben wollen, ist mit 40 000 Euro dotiert. Dass sie nach Carl Laemmle benannt wurde - und die „Form eines stilisierten Lämmchens“ hat -, lag auf der Hand. Die Entscheidung für den ersten Preisträger ebenso: Roland Emmerich.
„Eine mit dem Carl-Laemmle-Preis vergleichbare Auszeichnung gab es bisher in Deutschland nicht“, sagt der Vorstandsvorsitzende Produzentenallianz, Christoph Palmer, rein zufällig ebenfalls ein Schwabe. Preise für Schauspieler oder Regisseure gebe es bekanntlich reichlich. „Aber der Produzent, der die Finanzierung in Händen hält, die Besetzung vornimmt, der im Prinzip das kreative Zentrum ist, wurde bisher nicht mit einem eigenständigen Lebenswerk-Preis ausgezeichnet.“
Vom 17. März an wird das anders sein. Laupheim rollt für Emmerich den roten Teppich aus. Im Februar wurde die Entscheidung bei der Berlinale bekanntgegeben. „Wir wollen Laupheim als Filmstadt etablieren“, sagte Oberbürgermeister Rainer Kapellen. Ein Kino hat die kleine Stadt nicht. Aber ihr Filmemacher-Sohn ist allgegenwärtig: Laemmle-Brunnen, Laemmle-Gymnasium, Laemmle-Daueraustellung im Museum zur Geschichte von Christen und Juden.
Zu jeder Stadtführung gehören das Geburtshaus Laemmles und der jüdische Friedhof mit den Grabsteinen seiner Eltern. Einst lebte in Laupheim die größte jüdische Gemeinde Württembergs. Und es waren Juden, die das Städtchen weit über Deutschland hinaus bekannt machten - neben Laemmle der Jugendstilkünstler Friedrich Adler und die Weltrekord-Athletin Gretel Bergmann.
Nun also die Preisgala mit Roland Emmerich. Ein wenig Bammel hatten die Organisatoren schon: Eine medienwirksame Show, aber würde der einzige Preisträger auch persönlich nach Laupheim kommen? Gleich nach dem Votum der Jury schickte deren Vorsitzender Martin Moszkowicz, Chef der Constantin Film AG, eine E-Mail an den Auserwählten in Amerika. Kreativität und das unerschrockene Beschreiten neuer Wege zeichne ihn ebenso aus wie einst Carl Laemmle, lobte die Jury.
Emmerich rief gleich am nächsten Morgen zurück: Er sei begeistert, natürlich werde er kommen. Und zwar nicht allein. Seine Schwester Ute Emmerich, die an der Produktion der meisten seiner Filme beteiligt ist, und seine in Stuttgart lebende Mutter Hedwig Emmerich stehen auf der Gästeliste - ebenso wie Emmerichs Lebensgefährte Omar de Soto.
„Dass auch der schöne Herr De Soto kommt, macht das Ereignis für viele noch ein wenig spannender“, sagt Laupheims Stadtsprecherin Verena Miller. Immerhin hatte Emmerich 2011 der Zeitschrift „Bunte“ gesagt, die beiden hätten vereinbart, über eine Hochzeit nachzudenken, „wenn wir in fünf oder sechs Jahren noch zusammen sind“. Zu den Angeboten des Laupheimer Schlosses gehören „Hochzeiten in stilvoller Atmosphäre“. Carl Laemmles Lebensmotto - dokumentiert in der Laupheimer Ausstellung zu seinen Ehren - lautete übrigens in schönstem Schwäbisch: „S 'sch meglich!“.