Maximilian Schell und die Lust am Leben
Preitenegg (dpa) - Der Schauspieler und Oscar-Preisträger Maximilian Schell denkt nicht ans Aufhören. Auch nach fast 60 Jahren auf der Bühne verspürt er Lust am Spiel und der Inszenierung. Derzeit plant der Österreicher, der an diesem Mittwoch (8.
Dezember) 80 Jahre alt wird, einen neuen Kinofilm. Ideen für die Zukunft habe er genug, sagte der in Preitenegg in Kärnten lebende Schell in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.
Sie werden oft als Ausnahmeschauspieler bezeichnet. Wie sehen Sie sich selbst, wie bewerten Sie Ihren Erfolg?
Maximilian Schell: „Ich habe das große Glück, ein rundum erfülltes Dasein zu haben. All das, was mir wichtig ist, kommt in meinem Lebensplan vor: die Kunst, interessante Menschen, das Leben, die Liebe. Ich bin in der schönen Lage, all das, was mir am Herzen liegt, zu haben oder umsetzen zu können. Es wäre schrecklich für mich, wenn mein Leben oberflächlich wäre.“
Sind Sie stolz, wenn Sie ihr Lebenswerk betrachten?
Maximilian Schell: „Es schmeichelt natürlich, wenn das, was man tut, erfolgreich ist und anerkannt wird. Doch zum Leben gehören auch Misserfolge. Über diese zu reden, bereitet mir heute keine Probleme. Weil man gemeinsam mit Freunden so herzhaft darüber lachen kann, im Nachhinein versteht sich. Den Begriff Lebenswerk finde ich übrigens nicht sehr glücklich. Das klingt wie der Vorläufer vom Tod. Und das ist es nicht, was ich fühle. Ich spüre Lust und Leben.“
Und die Arbeit?
Maximilian Schell: „Ich bin ständig in Beschäftigung. Seit einiger Zeit arbeite ich an meinem Buch mit dem Titel "Ich fliege über dunkle Täler". Ich erzähle in diesem Buch Geschichten und zeige Autographen, die ich in all den Jahren gesammelt habe. Eigentlich sollte dieses Buch zum 80. Geburtstag fertig werden. Das hat leider nicht geklappt. Aber es wird hoffentlich nicht mehr lange dauern. Und ich freue mich darauf, weil viele Erinnerungen zwischen den Buchdeckeln stecken.“
Planen Sie weitere Filme?
Maximilian Schell: „Mein Freund Gregory Peck hat einmal gesagt, als Schauspieler kommt man in ein Alter, da werden einem anstelle von Rollen nur noch Reden angeboten. Das stimmt wirklich. Aber ich habe so viele Ideen, die ich im Kopf habe und umsetzen möchte, dass es mir nicht langweilig wird. Ich bin mein eigener Auftraggeber. Der Arbeitsschwerpunkt ist aber hinter der Kamera.“
Was planen Sie konkret?
Maximilian Schell: „Das große Vorhaben, in das ich mein Herz und viel Energie stecke, ist das Filmprojekt "Beethoven und Napoleon - Genie und Wahnsinn". Es ist ein Historiendrama über den Komponisten Ludwig van Beethoven und dessen Auseinandersetzung mit Napoleon. Ein wunderbarer Stoff, in dem so viel steckt. Die beiden haben sich ja nie getroffen. Aber allein die Vorstellung, wie diese beiden starken Charaktere aufeinandertreffen und wie sie miteinander umgegangen wären, das trägt Spannung und Tragödie in sich.“
Wird der Film umgesetzt?
Maximilian Schell: „Ich arbeite schon seit vielen Jahren daran. Eine Idee, die mich nicht mehr loslässt. Das Drehbuch ist fertig, ich würde die Regie übernehmen. Drehen würde ich diesen Kinofilm gerne mit Hollywoodschauspielern, in der Hauptrolle hätte ich am liebsten US-Schauspieler Johnny Depp. Aber ich bin noch auf der Suche nach einem Produzenten. Und das ist ein schwieriges Geschäft.“
Sie haben an vielen Orten der Welt gelebt. Wo fühlen Sie sich heimisch?
Maximilian Schell: „Es habe es immer genossen, auf der ganzen Welt zuhause zu sein. Jeder Ort war einzigartig, weil ich spannende Menschen und interessante Themen kennenlernen durfte. Je älter ich werde, desto mehr gewinnt für mich die Alm meiner Familie in Kärnten an Bedeutung. Hier habe ich meine Kindheit verbracht, hier habe viel Glück erlebt. Die Alm ist einer meiner Ankerpunkte.“
Sie werden nun 80. Was bedeutet Ihnen dieser Geburtstag?
Maximilian Schell: „Man hat mich schon überreden müssen, dieses Ereignis derart groß zu feiern, unter anderem mit einem großen Fest in meiner Heimatgemeinde und einer Gala in Wien. Ich könnte auch ganz gut im privaten Kreis auf meiner Alm feiern. Auf der anderen Seite bin ich neugierig und voller Vorfreude. Wenn diese Feiern nicht wären, würde mir vermutlich etwas fehlen.“