Mission Impossible: Nur Memmen fahren Aufzug
Unmöglicher wird’s nicht: Im vierten „Mission Impossible“-Film müssen die Agenten ganz allein einen Nuklearkrieg verhindern.
Der moderne Mann hat viele Qualitäten. Es soll allerdings Exemplare geben, die heulen, wenn sie sich den Zeh stoßen. Gott sei Dank gibt es Ethan Hunt (Tom Cruise). Der Überlebenskünstler zeigt den Kinobesuchern wieder, wie viele Autounfälle er vor dem Frühstück wegsteckt, und warum ein Tag ohne Sprung durch Fensterscheiben ein vergeudeter Tag ist.
In „Mission Impossible — Phantom Protokoll“, dem vierten Teil der Kino-Reihe, scheint die Mission so unlösbar wie nie. Ein Irrer hat mit einer Bombe den Kreml in die Luft gejagt. Das Ziel: den Frieden zwischen den Weltmächten zu stören und einen nuklearen Krieg zu provozieren. Für Ethan Hunt geht es bei dieser fiktiven Variation der Kuba-Krise also dieses Mal um nicht weniger als das Ende der zivilisierten Welt. Und um den eigenen Kopf: Denn seine Agenteneinheit rund um Jane Carter (Paula Patton), Benji Dunn (Simon Pegg) und den undurchsichtigen Brandt (Jeremy Renner) wird für den Terrorakt verantwortlich gemacht. Ohne Rückendeckung — aber mit einem Koffer voller abgedrehter Werkzeuge — reist das Team nach Prag, Moskau und Dubai, um den Drahtzieher zu finden.
Regisseur Brad Bird inszeniert die scheppernde Weltreise mit einem enormen Tempo, das an seine früheren Arbeiten erinnert. Das soll schon etwas heißen, denn der Oscar-Preisträger hat bislang pfeilschnelle Animation abgeliefert. So schickte er unter anderem Superhelden in den Kampf („Die Unglaublichen — The Incredibles“) oder setzte die temporeichen Gags in der Trickserie „Die Simpsons“ um.
Für „Mission Impossible“ ist Bird ein Glücksgriff, unter anderem entwarf er das Storyboard für die atemberaubendste Actionszene des Films. Schauplatz ist der Wolkenkratzer „Burj Khalifa“ in Dubai, mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt. Hunt muss mit Magnethandschuhen an der Außenfassade hochklettern.
Man mag von Tom Cruise als Schauspieler halten, was man will, aber für die Actionszenen ist er der richtige Mann. Gut ein halbes Jahr vor seinem 50. Geburtstag dreht er alle Stunts selbst. Das angespannte Gesicht von Hunt in schwindelerregender Höhe über Dubai dürfte daher wenig mit Schauspielkunst zu tun haben.
Visuell bietet die weitere Reise noch viel mehr: von einer Verfolgungsjagd im Sandsturm bis zu einem Kampf um Leben und Tod in einem vollautomatisierten Parkhaus.
Andere Schauplätze, selber Inhalt? In gewisser Weise ja, nur macht im vierten „MI“ der Humor den Unterschied. Zum einen liegt das daran, dass die Autoren einfach verdammt viel schiefgehen lassen und die Agenten immer wieder dumm aus der Wäsche schauen. Zum anderen ist mit Simon Pegg („Shaun of the Dead“) ein Komiker an Bord, der für die falschen Sprüche zur richtigen Zeit sorgt.
Vor James Bond muss sich Agent Hunt spätestens nach diesem Werk nicht mehr verstecken. Auch wenn der Held am Ende dann doch noch keucht: „Krankenhaus.“ Doch eine Memme?