Mittermeier mal ganz ernst

Der Comedian Michael Mittermeier im Interview mit der WZ.

Düsseldorf. Der bayerische Komiker hat einen Dokumentarfilm über seinen inhaftierten Kollegen Zarganar in Birma gedreht. Im Interview mit der WZ spricht der Comedian über diesen Film sowie seine Reise nach Birma und zeigt sich dabei von einer ungewohnten Seite: ernst und nachdenklich.

Mittermeier: Wir hier wissen: Wir gehen auf Bühnen, machen das Maul auf - aber uns kann nichts passieren, weil wir in Freiheit leben. Das ist in Birma ganz anders. Und deswegen war es für mich fast schon wie eine Pflicht, zumal ich mich seit Jahren für Demokratie in Birma engagiere. Ich musste das einfach machen.

Mittermeier: Es ist sicher nicht einfach, einen Doku-Film an viele Menschen zu verkaufen. Aber ich glaube einfach, dass es ist ein sehr spannender Film ist, der alle interessieren kann. Und es ist ein Film über Humor unter der Diktatur und über Mut. Er packt einen noch mehr als irgendein Action-Film, weil er real ist.

Mittermeier: Ich empfinde es jetzt nicht als mutig, dass ich rübergefahren bin. Denn im Vergleich zu jemandem, der 20 Jahre so offen in einer Diktatur den Widerstand lebt, hat das nichts mit Mut zu tun.

Mittermeier: Wir wurden relativ früh vom Geheimdienst aufgespürt. Die haben ihre Leute zum Umfeld von Zarganar geschickt und die unter Druck gesetzt. Und als wir zu dem Gefängnis hoch im Norden fuhren, wo er einsitzt, mag das ein Schritt zu weit gewesen sein. Ein Amtsgebäude zu filmen, ist ein sofortiger Verhaftungsgrund.

Mittermeier: Die Situation war schon ziemlich brenzlig. Ich saß als Sozius auf dem Moped, die Handkamera im Anschlag, im Auto hinter uns fuhr das Filmteam. So konnten wir einige verwackelte Bilder von den Gefängnismauern machen. Doch mein Fahrer wurde plötzlich sehr nervös wegen eines Wagens hinter uns. Wir fuhren dann mit Vollgas auf Umwegen ins Hotel. Dort saßen wir ziemlich lange panisch auf dem Filmmaterial und haben zur Tür gestarrt. Aber immerhin: Es gibt diese Bilder, die seinen Aufenthaltsort zeigen, ihn greifbar machen.

Mittermeier: Es geht ihm mental gut - er hat ja auch Folter und die fünf Jahre Einzelhaft in den 90er Jahren mit unglaublicher innerer Stärke überstanden. Körperlich ging es ihm vor einiger Zeit ganz schlecht. Er hatte einen Zusammenbruch, und die haben ihn einfach liegenlassen - kein Arzt, keine Medikamente. Aber bevor es ganz schlimm wurde, haben sie doch jemanden reingeschickt, weil sie Angst hatten, dass er zum Märtyrer wird, wenn er stirbt.

Mittermeier: Seitdem das Militär 2007 wahllos protestierende Mönche erschossen hat, ist der Widerstand der Menschen komplett gebrochen. Die Schüsse auf Mönche sind eigentlich ein Sakrileg: Das darfst du nicht tun, selbst als Soldat, als Militär nicht. Aber nun gibt es keine Oppositionellen mehr: Sie wurden verhaftet, getötet oder sind im Exil. Die paar, die wir noch irgendwo in Hinterzimmern getroffen haben, haben auch keine Möglichkeit, für Zarganar aufzustehen.

Mittermeier: Es braucht Hilfe von außen und Druck auf das Militärregime und auf China. Ohne China gäbe es dieses Regime nicht.

Mittermeier: Es war alles sehr dramatisch, das hatten wir nie geplant. Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es tun, weil unser Fahrer mittlerweile leider im Exil lebt. Den haben sie aufgespürt über das Kennzeichen und die Autovermietung.

Mittermeier: Also, das ist keine lustige Geschichte. Das ist auch keine Geschichte von Mut und Abenteuer - es ist ein Dokumentarfilm. Was uns widerfahren ist, zeigt nur, was in diesem Land passiert. Denn wenn schon wir so kurz davor sind, abgeholt zu werden, wie ist das dann erst für all die tapferen Menschen, die da seit vielen Jahren Widerstand leben?

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