New York für Anfänger: Von Briten und anderen Rüpeln

Komödie: "New York für Anfänger" erzählt die gleiche Geschichte wie "Der Teufel trägt Prada" - nur aus eindeutig männlicher Sichtweise.

Über Klischees lacht es sich am leichtesten. Bestes Beispiel dieser simplen Regel ist der momentan überragende Erfolg von "Willkommen bei den Sch’tis", einer Komödie, die ihren Charme dem gnadenlosen Vorführen regional bedingter Marotten zu verdanken hat. Hier sind es die Nordfranzosen gegen den Rest der Grande Nation, bei "New York für Anfänger" hetzen Amis gegen Briten, quasi heutige Weltmacht contra einstige Kolonialherren. Auch dieses Spannungsverhältnis bietet Raum für jahrhundertelang kultivierte Vorurteile.

Obwohl die Komödie nicht ganz so weit zurückgreifen will. Die Gegensätzlichkeiten gewinnt sie eher aus dem unterschiedlichen Umgang beider Volksgruppen mit den verhältnismäßig jungen Themen Glamour, Klatsch und Showbiz. Sidney Young (Simon Pegg) ist Herausgeber eines unabhängig verlegten Londoner Magazins, in dem sich hauptsächlich fachsimpelnde Nerds verbal austoben. Neben seiner Leidenschaft für das Kino ist Sidney extrem promigeil und dabei erschreckend schmerzfrei. Seinen Journalistenausweis benutzt er, um auf stargespickten Premierenpartys jungen Models nachzustellen. Als er bei der Party des amerikanischen Hochglanzmagazins "Sharps" hinter der Absperrung bleiben muss, rächt er sich mit einer Schmähschrift auf Chefredakteur Clayton Harding (Jeff Bridges), Sidneys erklärtes Vorbild, der einst vom unabhängigen Rebellen zum gefragten Zeitungsmacher wurde.

Die Reaktion kommt prompt: Harding lädt Sidney ein, für ihn in New York zu arbeiten. Allerdings nicht, wie der Emporkömmling zunächst vermutet, als neuer Starreporter, sondern als Praktikant. Als er diese Pille erstmal geschluckt hat, tut er trotzdem alles dafür, dem Klischee, das Amis von Briten haben gerecht zu werden. Er ist rüpelhaft, distanzlos und laut, seine Klamotten sind geschmacklos, sein Ego dafür umso unerschütterlicher. Vor allem Alison (Kirsten Dunst), seiner vorgesetzten Kollegin, geht er damit wahnsinnig auf den Nerv - nur, um ihn schließlich doch noch an der richtigen Stelle zu treffen.

Bevor beide allerdings zueinander finden müssen sie die verlogenen Unwägbarkeiten der Klatschpresse meistern. Alison schläft mit ihrem Chef, halb aus beruflicher Verzweiflung, halb, weil sie sich in ihn verknallt hat. Sidney verguckt sich in das Starlet Sophie Maes, das er gemeinsam mit PR-Expertin Eleanor Johnson (Gillian Anderson) zum It-Girl aufbauen wird. Beide erlangen durch ihr triebgesteuertes Verhalten den gewünschten beruflichen Erfolg. Glücklich werden sie damit freilich nicht.

"New York für Anfänger" ist eine streckenweise durchaus amüsante Farce, die ihren Charme den gut gelaunten Stars zu verdanken hat. Trotzdem klebt an diesem mittlerweile dritten Aufguss der Geschichte vom ehrgeizigen Naivling und dem Zertrümmern seiner Karriereträume (zuvor auch in "Der Teufel trägt Prada" und "The Nanny Diaries") der Mief der Konfektionsware. Dazu kommt, dass der Film in Momenten, in denen er sich für nette Absurditäten aus dem Fenster lehnt, schreckhaft wieder zurück in konventionelles Wohlfühlkino schnellt. Besonders für den kauzigen Pegg ist diese banale Beschaulichkeit nicht der richtige Rahmen.