Oliver Stone sieht keinen Weg aus dem Drogenkrieg
Berlin (dpa) - „Umstritten“ - dieses Etikett mag US-Regisseur Oliver Stone (66) nicht besonders. Er habe ja auch leisere Filme gemacht, so wie den zweiten Teil von „Wall Street“, „W“ oder „Nixon“, sagte der Oscar-Preisträger im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa und anderen Medien in Berlin.
„Savages“ nach einem Buch von Don Winslow ist allerdings nichts für zarte Gemüter. Bei den Gewaltszenen wollte der Regisseur Klischees vermeiden. „Das Buch war wild und originell - und ich wollte den Film nicht vorhersagbar machen.“
Menschen werden enthauptet und verstümmelt: Die Grausamkeiten in der Geschichte über zwei kalifornische Haschisch-Plantagenbesitzer im Fadenkreuz des mexikanischen Drogenkriegs sind laut Stone realistisch. „Solche Dinge passieren. Die Brutalität der Kartelle ist unglaublich dokumentiert, mit Bildern, die Sie ekeln würden.“ Er verweist auf 50 000 Morde zwischen 2006 und 2012. Das erinnert den Veteranen an Vietnam. „Es ist wirklich ein Krieg.“ Dass die Sexszenen zahmer sind als die Gewalt im Film, hält Stone für einen „Teil der amerikanischen Heuchelei“.
Antworten, wie das Blutvergießen im Krieg um und gegen Drogen enden könnte, hat Stone weder auf der Leinwand noch im echten Leben. „Es gibt keinen Ausweg.“ Was er anprangert: die riesige US-Gefängnisindustrie mit 2,5 Millionen Häftlingen insgesamt, die milliardenschwere Strafverfolgung von Rauschgift und die Militarisierung der Grenze zu Mexiko.
Wäre es falsch zu sagen, der Punkt des Films ist, Drogen zu legalisieren? Stone hat Zweifel: „Was wäre der Sinn? Das machen sie nicht. Kein Politiker würde damit durchkommen. Nicht mal Obama, der früher Dope geraucht hat...“
Stone denkt wie die Erzählerin im Film: Drogen seien eine rationale Antwort auf den Irrsinn. Der Fehler liegt in seiner Logik nicht bei den Konsumenten. „Leute, die andere wegen Marihuana ins Gefängnis stecken, sind wahnsinnig. Leute, die in Afghanistan und Irak Kriege erklären, sind wahnsinnig. Mein alter Klassenkamerad George Bush aus meiner kurzen Yale-Zeit 1968, das Establishment, die sind echt verrückt. Das glaube ich wirklich. Vielleicht kann ich eines Tages einen Film drehen, der alles zusammenfasst.“
Marihuana mag Stone immer noch. Er brauche es nicht und sei nicht abhängig, finde es aber manchmal nett. „Es ist ein wunderbares Geschenk Gottes an uns Menschen.“ Es habe medizinischen Nutzen und helfe zweifellos Krebspatienten bei Schmerzen. „Ich habe noch nie Beweise dafür gesehen, dass es jemanden umbringt. Menschen sterben an Alkohol oder an einer Überdosis Kokain oder anderem“, sagt Stone. „Himmel, hat sich jemand in letzter Zeit eine Überdosis Marihuana verpasst? Warum entspannen wir uns nicht?“