Perspektive 2008: Kinos opfern Flair auf dem Altar der Technik

Lichtspielhäuser haben ihre beste Zeit hinter sich, heißt es. Doch trotz allen Jammerns hat die DVD ihren Erfolg verdient.

<strong>Düsseldorf. Das Kino, heißt es, sei ein romantischer Ort. Wenn im Saal langsam das Licht erlischt, öffnet sich mit jedem Vorhang eine neue Welt, prächtig, bunt, aufregend, erschreckend oder heiter. In nostalgischer Verklärung feiert sich das Kino gern als "Cinema paradiso", als Ort, an dem schon unsere Eltern und Großeltern behutsam im Dunkeln Händchen hielten, verschmitzt beäugt vom schrulligen Vorführer. Das Kino, heißt es, habe trotzdem seine beste Zeit hinter sich. Mit Bildtonträgern, vor allem der DVD, die längst zum Leitmedium der Filmindustrie geworden ist, wurden 2006 in Deutschland fast 1,6 Milliarden Euro umgesetzt. In den Kinos verdiente die Branche mit 814 Millionen Euro nur die Hälfte. Betreiber klagen deshalb, dass Filme immer schneller auf DVD erscheinen, teilweise nur vier Monate nach Kinostart. Noch früher, spätestens am Eröffnungswochenende, stehen Blockbuster zum illegalen Download im Internet.

Dieser Sofa-Konsum hat mit der nostalgischen Romantik eines Lichtspielhauses (welch poetisches Wort!) natürlich nichts mehr zu tun. Im Gegenteil: Als digitales Medium wirkt die DVD banal, flüchtig und abstrakt. Statt eines surrenden Projektors, der Einzelbilder im scheinbar magischen Fluss auf eine Leinwand zaubert, haben DVD-Player eine Klappe, hinter der jeder Film verschwindet, um im Inneren einer Maschine zum Ablauf von Zahlen auf einem Display zu werden.

Doch jeder sentimentalen Rückschau und jedem Jammern zum Trotz hat die DVD ihren Erfolg verdient. Zum einen hilft sie, das größte Missverständnis in der deutschen Kinolandschaft zu bekämpfen: die Synchronisation. Die DVD lässt Filme erleben, wie sie von ihren Machern gedacht sind, im Originalton.

Ob das Kino trotzdem überleben wird, ob es künftig noch mehr sein kann als eine erste Vermarktungsplattform für Bildmedien, ist keine einfache Frage, denn sie hat mit einem kaum greifbaren Zauber zu tun. Ihn zu bewahren - mit Innovation, vielleicht mit Romantik und vor allem mit guten, großen Filmen -, wird eine Herausforderung sein.