"Verwünscht": Plötzlich keine Prinzessin

Märchensatire: Giselle geht’s im Fantasieland ziemlich gut – bis die Schwiegermutter sie in die Realität verbannt. Toller Spaß von Disney.

Düsseldorf. Würde es eine Auszeichnung für die perfekteste Prinzessin geben, wäre die liebreizende Giselle Dauerpreisträgerin. Und das, obwohl sie noch gar nicht geadelt ist. Dafür ist die holde Magd aber mit dem festen Glauben beseelt, dass der Traumprinz sie eines Tages abhole. Bis dahin muss sie naturverbunden im Wald leben, mit den Tieren schlechte Musicalsongs schmettern und die Wäsche blütenrein waschen - eben das übliche Thronanwärterinnen-Gedöns für antiseptische Disney-Trickfiguren.

So ganz will die Rechnung der mittellosen Schönheit aber nicht aufgehen. Zwar trifft sie auf ihren Prinzen, den stattlichen Edward, und auch der Hochzeitstermin steht schnell fest. Die Stiefmutter des Jungmonarchen hat gegen die Verbindung allerdings so manches einzuwenden - zuvorderst, dass sie selbst nach der Heirat das Zepter abgeben müsste. Also verbannt die bösartige Narissa die Beinahe-Schwiegertochter an einen Ort, an dem sie jämmerlich zugrunde gehen möge: New York City, im Hier und Jetzt. Nichts mehr mit Zeichentrick!

"Verwünscht" wirkt in diesem ersten Drittel, bevor die animierten Hauptfiguren nacheinander menschliche Züge annehmen, wie klassischer Disney-Kitsch. In Wahrheit aber räumt das Haus mit der Maus mal ordentlich auf mit seinen schlagsahnigen Sülz-Stereotypen, mit den Cinderellas, Schneewittchens und all den anderen Schönen ohne Biest.

Regisseur Kevin Lima überdehnt die Rollenbilder bis zur Schmerzgrenze, lässt Hase, Erdhörnchen und Reh zu Giselles glockenklarem Sopran durchs Unterholz flitzen, den Prinzen ein geradezu fluoreszierendes Zahnpastalächeln grinsen und die böse Stiefmutter Rauchschwaden ausatmen. Diese vereinfachten Märchengestalten befördert er dann in die reale Welt. Prost, Mahlzeit!

Giselle, als Mensch verkörpert von der zauberhaften Amy Adams, hat da zunächst kein Problem. Als hoffnungsloses Naivchen lebt’s sich eben doch ganz gut. Anwalt Robert (Patrick Dempsey, "Grey’s Anatomy") liest die Gestrandete von der Straße auf und nimmt sie, zum Ärger seiner Verlobten, erstmal in seinem Appartement auf. Bevor der kühne Edward (schön arrogant: James Marsden) seine Zukünftige ausfindig machen kann, haben sich der Großstädter und die Märchenbraut ineinander verguckt. Trotzdem bangt Narissa (Susan Sarandon) weiter um ihren Thron und schmiedet einen teuflischen Plan.

Den absurden Ton, den Disney sich hier leistet, hält der Film leider nicht bis zum Schluss durch. Ist auch wurscht. Denn allein schon für die Szene, in der ein verhungertes Erdhörnchen dem selbstverliebten Prinzen durch Pantomime zu verstehen geben will, dass er gerade dabei ist, einen vergifteten Cocktail zu trinken, gebührt den Autoren eine Tariferhöhung. Der Rest ist witzig bis kitschig, aber nie peinlich. Eben das Richtige für die Feiertage.