Märchen: Mr. Magoriums Wunderladen - Auf dem Weg in eine andere Welt

„Mr. Magoriums Wunderladen“ verzaubert mit seinen Ideen.

<strong>Düsseldorf. Es sind die Schuhe, die nicht mehr wollen. Mr. Magorium (Dustin Hoffman) selbst könnte locker noch mal 100 Jahre weiter machen, aber die Sohlen des letzten Paares seiner geliebten Halbstiefel sind durchgelaufen. Deswegen muss der Kauz, der bereits 243 Lenze zählt, diese Welt verlassen. Angst hat er davor nicht, scheinbar freut er sich sogar darauf, etwas Neues zu entdecken. Nur eines muss er noch regeln: Die Nachfolge für die Leitung seines sagenhaften Spielzeugladens, dem Wunder-Emporium. Wie nicht anders zu erwarten, löst seine Ankündigung, sich für immer aus dem Staub zu machen, bei seiner Geschäftsführerin Molly (Natalie Portman) heillose Panik aus. Missmutig beobachtet sie Buchhalter Henry (Jason Bateman), der von Magorium zur Regelung der Finanzen angeheuert wurde und wegen seiner stoischen Humorlosigkeit von allen nur Mutant genannt wird. Auch das Geschäft, bis unter die Decke mit sprechenden Teddys, endlosen Modellbahnschienen und lebenden Mobiles vollgepfropft, spürt die Endzeitstimmung - und tauscht das satte Rot seiner Wände schleichend in ein trauerfloriges Grau. Zach Helm, der 31-jährige Wunderknabe, aus dessen Feder auch der wahnwitzige Selbstfindungstrip "Schräger als Fiktion" stammt, hat für sein zweites Hollywooddrehbuch selbst die Regie übernommen. Es sind keine Widrigkeiten, gegen die Magorium und seine Mitstreiter zu kämpfen haben. Helm hat vielmehr eine kleine Zelluloid-Novelle geschaffen, in deren Mittelpunkt in erster Linie das Leben, damit einhergehend aber auch der Tod stehen.

Geschäftsführerin Molly wird von Natalie Portman gespielt

Verzweifelt versucht Molly ihren Mentor Magorium davon zu überzeugen, bei ihr zu bleiben. Doch der alte Herr ist überzeugt, dass seine Zeit gekommen ist. Die Trauer, die nicht nur Molly und das skurrile Fachgeschäft ergriffen haben, sondern auch in die beherrschte Bürokratenhülle des Mutanten Henry vorgedrungen ist, droht Magoriums Lebenswerk zu zerstören. Letztendlich ist es der kindliche Enthusiasmus des zehnjährigen Stammkunden Eric (Zach Mills), der den Hinterbliebenen zeigt: Es geht weiter. Helm versetzt sein verschmitztes Ensemble in eine verschrobene Wunderwelt, gespickt mit liebevollen Ideen und ausgemalt in prachtvollen Farben. Zwar erliegt er dem Zauber seines eigenen Ausstattungswahns, wenn ihm die Choreografie seines Fantasiereichs bisweilen in unbeholfenen Pathos entgleitet. Trotzdem gelingt ihm ein kleines Lehrstück, kindgerecht und unterhaltsam, wie Vorstellungskraft und Mitgefühl die ernüchterten Erwachsenen vor dem Älterwerden bewahren können. 94 Minuten träumen - und danach am besten damit weitermachen.
(WZ-Wertung: 5 von 5 Sternen)


Daten und Fakten