Peter O'Toole: 80 Jahre und endlich weise?
New York/London (dpa) - Er war berühmt als „Lawrence von Arabien“ und bekannt als Verlierer in der Oscar-Nacht. Acht Mal wurde Peter O'Toole für die goldene Trophäe nominiert. Genauso oft ging er leer aus - ein Hollywoodrekord.
Er tröstete sich in der nächsten Bar mit Kollegen des eigenen Kalibers, bevorzugt Richard Burton und Richard Harris. Die Buddies sind inzwischen tot. O'Toole gab das Trinken auf und verkündete kurz vor seinem 80. Geburtstag an diesem Donnerstag (2. August), auch die Schauspielerei an den Nagel zu hängen.
Er wolle sich vom Film und der Bühne zurückziehen. „Ich bin nicht mehr mit dem Herzen dabei und das wird sich auch kaum noch ändern“, begründete der gebürtige Ire Anfang Juli seinen Beschluss. Was bleibt, ist der Ehren-Oscar für sein Lebenswerk, den er 2003 nach anfänglicher Weigerung doch noch annahm, und ein Vermächtnis von fast 70 Filmen. Auch in diesem Jahr stand der baumlange Senior mit den eisblauen Augen und dem leidenden Zug um den Mund noch vor der Kamera. Mit der Rolle eines Priesters in „Cristiada“ verabschiedet er sich.
50 Jahre lang hat O'Toole Könige und Kaiser, Alkoholiker und Erzengel gespielt. Sein Name ist vor allem mit einem Wüstenhelden verbunden: „Lawrence von Arabien“ verschaffte ihm 1962 weltweiten Ruhm. Dabei hatte er sich schon voll auf Shakespeare eingestellt, seine Lehrjahre an der Royal Academy of Arts in London verbracht und den Titel „Schauspieler des Jahres“ gewonnen.
Als ihm David Leans den Part des britischen Offiziers anbot, der die Araber in ihrem Freiheitskampf unterstützt und in der Wüste zu sich selbst findet, tauschte O'Toole die Bretter gegen die Leinwand aus. Jahrzehnte später sagte er, die Arbeit an dem Wüstenklassiker sei zum Maßstab für fast alles in seinem Leben geworden. Nie wieder feierte er einen solchen Erfolg.
Dabei war er auch in anderen Rollen unübertrefflich, so als Henry II. an der Seite von Richard Burton in Peter Glenvilles Anouilh-Verfilmung von „Becket“ (1964). In „What's New Pussycat“ (1965) war O'Toole mit Peter Sellers zu sehen, als Joseph Conrads gefallener Engel in „Lord Jim“ (1965), als geisteskranker Nazi in „The Night of the Generals“ (1967) und als Schulmeister in „Leb wohl Mr. Chips“ (1969).
Mitte der 70er Jahre geriet der Schauspieler eine schwere Krise. O'Toole-Filme galten als „Kassengift“, seine langjährige Ehe mit der Schauspielerin Sîan Phillips scheiterte, seine Eltern starben. „Sogar der Hund starb“, sagte er damals. Er trank zwanghaft, aber eine Krankheit zwang ihn schließlich, den Alkohol aufzugeben.
Ein Comeback erlebte O'Toole in Richard Rushs „The Stunt Man“ (1980) in der Rolle eines tyrannischen Regisseurs. Auch sie trug ihm eine Oscar-Nominierung ein. Noch die kleinste Filmrolle wie die des Schulmeisters in Bertoluccis Film „Der letzte Kaiser“ (1987) machte der exzentrische Schauspieler zum Ereignis.
Parallel zur Filmlaufbahn verfolgte der in Connemara als Sohn eines irischen Buchmachers geborene O'Toole seine Theaterkarriere weiter. Unter der Regie von Laurence Olivier spielte er 1963 am National Theatre in London den Hamlet. Wie so oft in seinem Leben löste ein Flop den Höhenflug ab: Als Macbeth fiel er später auf der Bühne durch.
Auch in Hollywood wechselte O'Toole Glanzrollen mit unwichtigen Filmen ab. Die Bereitschaft, sein Talent zu verschießen, schob er auf chronischen Geldmangel. „Man kann nicht ewig auf die richtige Rolle warten. Ich muss meine Miete bezahlen.“ Aus seiner Ehe mit Phillips gingen zwei Töchter hervor. Aus einer anderen Beziehung stammte sein Sohn Lorcan, dem er die Freude am Schauspielen in die Wiege gelegt hatte.
Um den leicht aufbrausenden Star ist es ruhiger geworden: O'Toole lebt in London, spielt gern Cricket. Statt über seine Alkoholexzesse liest man heute über seine Autobiografien in der Zeitung.