Philip Seymour Hoffman: „Ich spiele einfach“
Berlin (dpa) - Schauspieler Philip Seymour Hoffman ist der Mann für schwierige, komplizierte Typen. Er spielte einen Transsexuellen in „Makellos“, einen umstrittenen Pfarrer in „Glaubensfrage“, einen Snob in „Der talentierte Mr. Ripley“ oder einen Stalker in „Happiness“.
Für seine Darstellung eines Freaks der amerikanischen Literaturszene, Truman Capote, wurde er mit dem Oscar ausgezeichnet. Klein, dick, hin und wieder verschwitzt, passt Hoffman jedoch gar nicht so recht ins glamouröse Hollywood.
Vor 20 Jahren war er zum ersten Mal auf der Leinwand zu sehen. Nun hat der 43-Jährige sein Debüt als Filmregisseur bei „Jack in love“ gegeben. Darin spielt er zugleich die Hauptrolle - wieder ein Extrem. Jack ist unbeholfen, unsicher und ängstlich. Er spricht nicht viel, stammelt dann meist Halbsätze und räuspert sich immer wieder. Von Frauen hat er keine Ahnung, bis seine Liebe zum ersten Mal erwidert wird. Dafür lernt er sogar schwimmen. Schonungslos direkt schiebt Hoffman seinen massigen, blassen Körper durchs Wasser.
Eine seiner großen Stärken: Er verausgabt sich für seine Rollen, taucht in sie hinein und füllt sie bis ins kleinste Detail aus. „Als Schauspieler ist man für den Charakter verantwortlich, den man spielt“, sagt Hoffman laut Presseheft. „Ich schematisiere weder meine Charaktere, noch richte ich über sie. Ich spiele sie einfach so ehrlich und ausdrucksstark, wie ich kann.“
In zahlreichen Nebenrollen brillierte er nach dem Drama-Studium in New York mit ausdrucksstarker Präsenz - und spielte die Hauptdarsteller oftmals in den Hintergrund. Trotz oder wegen Alkohol- und Drogenvergangenheit behauptete er sich und gilt heute als Ikone des amerikanischen Independent-Kinos. Der „Süddeutschen Zeitung“ sagte er aber auch mal: „Ich habe eine ganze Menge Sachen gespielt, die ich heute ablehnen würde.“
Seine Erfahrungen als Darsteller setzt Hoffman nun auch hinter der Kamera um. Mit seinem Talent hilft er Kollegen zu schauspielerischen Höchstleistungen. Als Regisseur inszenierte er zuvor bereits am Theater. Er sei sehr genau, anspruchsvoll und fordere immer die Wahrheit ein, sagen die Mitwirkenden. Zudem teste er viele Möglichkeiten, ohne genau zu wissen, worauf es am Ende hinausläuft.
Das wiederum passt zu Hoffmans Lebensweg. Die Karriere als Ringer beendete er wegen einer Verletzung. Beim Schultheater machte er erste schauspielerische Schritte. Bis zum Durchbruch dauerte es einige Jahre - und selbst danach zählte er für den Mainstream nicht zur ersten Liga der amerikanischen Schauspieler. Dass Hoffman sich nun am Filmset auf den Regiestuhl traut, könnte ein weiterer Beginn sein. Er deutet an: „Die Bedenken, die ich anfangs noch hatte, wichen schnell und wurden durch Vorfreude und gespannte Erwartungen ersetzt.“