Regisseur Paul Mazursky mit 84 Jahren gestorben

Los Angeles (dpa) - Paul Mazursky war bereits von Krankheit gezeichnet, als er im vorigen Dezember auf Hollywoods „Walk of Fame“ mit einer Sternenplakette geehrt wurde.

Foto: dpa

Der gebürtige New Yorker, Nachfahre jüdischer Immigranten aus der Ukraine, saß bei der Zeremonie in einem Rollstuhl. Nun ist Hollywoods Multitalent mit 84 Jahren gestorben. Der Regisseur, Autor und Darsteller starb nach Angaben seiner Sprecherin am Montag in einem Krankenhaus in Los Angeles and Lungen- und Herzversagen.

Der Hollywood-Stern war ein kleines Trostpflaster für den bei den Oscars übergangenen Filmemacher. Trotz fünf Nominierungen als Drehbuchschreiber und Produzent war er bei den Academy Awards stets leer ausgegangen.

Komödiant und Regisseur Mel Brooks (88) war bei der Sternen- Zermemonie unter den vielen Gästen. „Wenn er schwul wäre, und ich auch, dann wären wir bestimmt ein Paar. So sehr liebe ich ihn“, flachste Brooks damals. Am Dienstag bekundete er auf Twitter seine Trauer. „Er war unserer amerikanischer Fellini“, schrieb Brooks. Mazursky habe zu den talentiertesten Autoren und Regisseuren gezählt. „Ich werde ihn sehr vermissen“.

Mazurskys erste Liebe war die Schauspielerei. Er spielte in Stanley Kubricks erstem Spielfilm „Fear and Desire“ (1953) mit, dann in dem Kassenschlager „Die Saat der Gewalt“ (1955). Mit Barbra Streisand drehte er „A Star is Born“, unter der Regie von Brian de Palma „Carlito's Way“.

In Hollywood verdiente er sein Geld zunächst als Drehbuchautor fürs Fernsehen („Danny Kaye Show“). Gleich mit seinem Regiedebüt, der Beziehungssatire „Bob & Carol & Ted & Alice“ über sexuelle Freiheit in der Ehe, begeisterte er 1969 die Kritiker. In weiteren Filmen wie „Heirat ausgeschlossen“ oder „Harry und Tonto“ nahm er wenige Jahre später die Seelennöte der amerikanischen Mittelklasse aufs Korn.

„Eine entheiratete Frau“ (1978), die einfühlsame Geschichte einer Emanzipation, holte drei Oscar-Nominierungen, darunter als bester Film. Mit seiner Kamera folgt Mazursky der von ihrem Mann verlassenen Erica (Jill Clayburgh), wie sie hilflos durch New York irrt. In der Komödie „Ein ganz normaler Hochzeitstag“ ist es Woody Allen, der nach einem Streit mit seiner Frau (Bette Midler) alleine durch ein Einkaufszentrum stolpert.

Wie Woody Allen schrieb Mazursky die Drehbücher für die meisten seiner Filme und spielte selbst auch häufig mit. Auch drehten sich die Geschichten - wie bei Allen - oft um Treue, Trennungen und Therapie.

Den größten Erfolg an den Kinokassen feierte er mit der satirischen Gesellschaftskomödie „Zoff in Beverly Hills“ (1986) über Amerikas Neureiche. Richard Dreyfuss und Bette Midler mimen High-Society- Eheleute, die einen Obdachlosen (Nick Nolte) in ihre Villa aufnehmen.

Immer wieder kehrte Mazursky zu seinen jüdischen Wurzel zurück. In dem halb-autobiografischen Film „Ein Haar in der Suppe“ (1976) flieht ein junger Mann aus der Enge seines jüdischen Elternhauses ins New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village. Mit der dunklen Komödie „Feinde - Die Geschichte einer Liebe“ verfilmte er 1989 den Bestsellerroman des polnischen Literaturnobelpreisträgers Isaac Singer. Mazurskys letztes Regiewerk war die Dokumention „Yippee“ (2006) über chassidische Juden in der Ukraine.