Rocky und Rambo: Sylvester Stallone wird 70
Los Angeles (dpa) - Sylvester Stallone kann es einfach nicht lassen. Nur wenige Wochen vor seinem 70. Geburtstag lässt er sich auf eine weitere Action-Rolle ein. Unter der Regie von Jim Mickle („Cold in July“) soll er einen alternden Ex-Häftling spielen, der auf Rache schwört.
Stallone, der an diesem Mittwoch (6. Juli) sein rundes Jubiläum feiert, hat in den vergangenen Jahren ohne Pause zugeschlagen: 2014 in „The Expendables 3“ als Bandenkopf Barney Ross, davor mit Robert De Niro als alternde Boxer in „Zwei vom alten Schlag“. 2013 war er im Doppelpack mit Arnold Schwarzenegger in dem Gefängnis-Thriller „Escape Plan“ zu sehen.
Stallone jagt boxend und ballernd über die Leinwand, aber jedem ist klar, dass Stuntmänner und Effekte-Spezialisten ordentlich nachhelfen. Auch an einem „Rocky“- und „Rambo“-Star gehen die Jahre nicht spurlos vorbei. Da knackst es schon mal im Kreuz, räumte Stallone 2014 bei der Londoner Premiere von „The Expendables 3“ ein. „Ich bin ziemlich auf meinen Rücken gefallen, und sie haben mir ein bisschen Metall reingetan.“
Doch an den Ruhestand denkt er nicht. „So alt wie ich bin, fühle ich mich nicht. Warum sollte ich aufhören? Im Kopf bin ich 35, körperlich vielleicht 48, 49 Jahre alt“, trumpfte er wenig später bei der Deutschlandpremiere des Action-Films auf.
Als Stallone zuletzt in seiner Paraderolle als Boxer Rocky Balboa wieder in den Ring stieg, zeigte „Sly“ allerdings eine weichere Seite. In dem Box-Drama „Creed - Rocky's Legacy“ (2015) spielte er einen krebskranken Trainer, der seine Hinfälligkeit nicht vertuscht.
Hollywood würdigte den anrührenden Auftritt des Alt-Stars. Im Januar gewann Stallone den Golden Globe als bester Nebendarsteller. Knapp 40 Jahre nach seiner ersten Oscar-Chance als „Rocky-Hauptdarsteller (1977) folgte nun auch die Nominierung als bester Nebendarsteller. „Das ist ein wirklich besonderer Moment in meinem Leben, denn es wird nicht mehr viele solcher Augenblicke geben“, sinnierte Stallone vor der Oscar-Verleihung im Februar im Interview mit dem Sender ABC.
In der Oscar-Nacht musste „Rocky“ allerdings eine Niederlage einstecken. Sieger war der Brite Mark Rylance mit seiner Rolle als russischer Spion in „Bridge of Spies - Der Unterhändler“. Die bittere Enttäuschung ließ sich Stallone nicht anmerken. „Folgt Euren Träumen, gebt nie auf“, postete er auf Instagram, dazu ein Foto von sich, lächelnd, mit geballter Faust und einem Augenzwinkern.
Ohne Humor und Durchhaltevermögen hätte Stallone es bestimmt nicht geschafft. „Ich bin im klassischen Sinne nicht schön“, witzelte er einmal über sein Aussehen. „Die Augen hängen runter, der Mund ist schief, die Zähne sind nicht gerade...“.
Der in New York geborene Sohn eines italienischen Einwanderers schlug sich Anfang der 1970er Jahre mit kleinen Auftritten mühsam durch. 25-jährig spielte er die Hauptrolle in dem Erotikfilm „The Party at Kitty and Stud's“, die ihm später den Spitznamen „Italian Stallion“ einbrachte. Woody Allen heuerte ihn für einen winzigen Part als Schläger in „Bananas“ an, auch in dem Thriller „Klute“ mit Jane Fonda hatte er einen kurzen Auftritt.
Von der schleppenden Schauspielkarriere gefrustet, schrieb Stallone das Drehbuch für den Boxer-Film „Rocky“ und damit sich selbst die Rolle des fiktiven Boxers Rocky Balboa auf den Leib. „Rocky“ wurde 1976 über Nacht zum Hit. Er holte zehn Oscar-Nominierungen und gewann drei Trophäen, für Regie, Schnitt und als bester Film. Zwei Jahre später dachte sich Hollywoods Nachwuchsstar mit dem wortkargen Vietnamveteranen „Rambo“ einen weiteren Leinwandhelden aus.
Nach zwei gescheiterten Ehen, darunter mit der dänischen Schauspielerin Brigitte Nielsen, ist Stallone seit 1997 mit dem Ex-Model Jennifer Flavin (47) verheiratet. Sie haben drei Töchter, die Jüngste ist vierzehn Jahre alt. Zuhause halte er meistens den Mund, scherzte der Muskelmann im April in der Talkshow von Ellen DeGeneres über die Frauenpower in seiner Familie. „Sogar die Hunde sind alle weiblich, und der einzige Rüde ist kastriert“.