Schauspieler David Kross: "Ich habe keine Lust auf Lehrer"
Jungstar David Kross über den Druck bei Steven Spielbergs „Gefährten“ und den Abbruch der Schauspielschule in London.
Düsseldorf. Herr Kross, Sie sind 21 Jahre alt und haben gerade „Gefährten“ mit Steven Spielberg gedreht — hätten Sie sich so etwas als Jugendlicher mit Schauspiel-Ambitionen in Ihrem Heimatort Bargteheide je träumen lassen?
Kross: Da ist schon ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Ich versuche aber immer auch, mich zu erinnern, wie es war, als ich die Rolle bekommen habe. Es klingt immer so, als würde ich ganz cool darüber reden. Das war ich natürlich nicht, sondern ich war sehr aufgeregt und nervös.
Haben Sie ein normales Casting absolviert oder wurden Sie ohne besetzt?
Kross: Nein, es gab schon ein richtiges Casting. Bei internationalen Filmen muss man eine Szene spielen und sich auf Video aufnehmen. Das ist sehr unpersönlich, ich bin auch nicht der Profi in so etwas und habe mir wenig Hoffnungen gemacht. Vielleicht hat auch mein Film „Der Vorleser“ noch geholfen, den kannte Spielberg ja. So habe ich relativ schnell eine Zusage bekommen.
Spielberg hat im vorigen Jahr zwei Filme parallel gedreht — „Gefährten“ und „Tim und Struppi“. War er überhaupt oft genug am Set?
Kross: Ja, der arbeitet viel, aber das hat man nicht gemerkt. Er war immer dabei, und zwar sehr enthusiastisch. Man hat gemerkt, dass er in seinen Filmen lebt. Er ist ziemlich gut darin, eine gelassene und geborgene Stimmung entstehen zu lassen, man fühlt sich als Schauspieler sehr sicher.
Ihre Rolle in dem Film ist eher klein. Wie viel haben Sie von dem großen Ganzen überhaupt mitbekommen?
Kross: Das Set hatte schon eine andere Dimension, das war alles viel größer, es gab mehr Komparsen, mehr Pferde (lacht), von allem einfach viel mehr. Ich habe als Schauspieler schon gemerkt, dass da ein anderer Druck herrscht, weil da viel mehr Leute zugucken. Man spielt eine Szene in einem Film, an dem Tausende von Leuten beschäftigt sind.
Wie sind Sie mit dem Pferd klargekommen?
Kross: Ganz gut. Das waren sehr schöne Tiere! Die waren alle gut trainiert. Ich konnte nicht so gut reiten vorher, das hab ich für den Film gelernt.
Und diese enge Beziehung zwischen Mensch und Tier konnten Sie nachvollziehen?
Kross: Meine Familie hat sich vor kurzem einen Hund gekauft, der ist dann schon auf einmal Teil der Familie. Das ist zwar auch viel Arbeit, aber die mögen den alle, man geht eine Bindung ein. Das kann ich schon nachvollziehen.
Warum haben Sie nach recht kurzer Zeit die Schauspielschule in London abgebrochen?
Kross: Ich hatte keine Lust darauf, dass mir ein Lehrer sagt, wie ich etwas genau machen soll. Ich hatte auch gerade die Schule beendet und wollte nicht wieder in dieses System rein, sondern lieber beim Film bleiben — weil mir das einfach mehr Spaß macht.
Haben Sie denn grundsätzlich das Gefühl, Sie könnten etwas lernen auf einer Schauspielschule?
Kross: Ja sicher, einiges. Technik zum Beispiel, ich bin ja kein Schauspieler, der alles aus der Technik rausholt. Muss man ja auch nicht, man kann seine eigene Art und Weise finden, wie man mit Stoffen umgeht. Fantasie können die einem sicher nicht beibringen, aber Körpergefühl oder wie man die Stimme benutzt. Die Schule war auch gut, aber ich hatte einfach nicht die Motivation.
Sie leben inzwischen in Berlin, was in Internet-Blogs auch diskutiert wird. Können Sie sich noch ungestört bewegen?
Kross: Doch, ich kann noch ganz normal S-Bahn fahren und so. Ich habe im Frühjahr letzten Jahres einen Film mit Rupert Grint gedreht, der ja den Ron Weasley in den Harry Potter-Filmen gespielt hat. Das war schon eine andere Nummer. Wir haben in einem kleinen schwedischen Ort gedreht, und wenn er durch die Straße gegangen ist, ist die halbe Stadt hinter ihm hergelaufen. Nachts standen sie vorm Hotel und haben geschrien.
Wird man da neidisch?
Kross: Neidisch auf keinen Fall. Er ist damit wahnsinnig gut umgegangen. Für mich kann ich mir das nicht vorstellen.