Interview mit dem Bremer ARD-Ermittler Schauspieler Mommsen: „Tatort“ ist keine Festanstellung

Oliver Mommsen ist einer der dienstältesten „Tatort“-Kommissare. Er ermittelt in Bremen im 15. Jahr. Mit der ARD-Krimireihe hat er den Namen verloren, sagt Mommsen. Und gleichzeitig eine Heimat gefunden.

Der Schauspieler Thomas Heinze als Windparkbetreiber Lars Overbeck (l) und Oliver Mommsen als Hauptkommissar Stedefreund (r) beantworten am Rande der Dreharbeiten des Bremer „Tatort“-Krimis „Tatort“ Bremen - „Wer Wind erntet, sät Sturm“ Fragen von Journalisten. (Archivfoto)

Foto: Carmen Jaspersen

Rust. Der Schauspieler Oliver Mommsen geht in sein 15. Jahr als „Tatort“-Kommissar. In der ARD-Krimireihe spielt er seit 2001 den Bremer Ermittler Nils Stedefreund an der Seite von Sabine Postel. Er ist damit einer der am längsten amtierenden „Tatort“-Ermittler.

Am Sonntag, 20.15 Uhr, kommt mit „Wer Wind erntet, sät Sturm“ eine neue Folge auf den Bildschirm, zwei Tage später beginnen in Bremen die Dreharbeiten für eine weitere Episode. Der Bremer „Tatort“ ist für ihn Heimat geworden, sagte der 46-Jährige im Europa-Park in Rust bei Freiburg im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Am Sonntag läuft Ihre 27. Folge. Hätten Sie anfangs gedacht, dass Sie so lange im „Tatort“ bleiben?

Antwort:
Vor meiner Zeit hatte die Bremer Kommissarin Inga Lürsen einen beachtlichen Assistentenverschleiß. Es gab mehrere Fahnder, die kurz da und dann schnell wieder weg waren. Unter diesen Vorzeichen kam ich nach Bremen. Ich war vorsichtig. Weil ich einer bin, der dem Braten eher nicht traut. Wir haben dann aber schnell gemerkt: Es funktioniert gut. Wir sind ein eingespieltes Team.

Frage: Sie bleiben also dauerhaft?

Antwort:
Ich lebe von Drehbuch zu Drehbuch. Und der „Tatort“, das haben ja jetzt auch schon einige Kollegen erleben müssen, ist keine Festanstellung. Zumal der Wind auch rund um diese Reihe rauer und härter geworden ist. Aber so lange es Spaß macht und die Zuschauer es sehen wollen, bin ich gerne mit dabei.

Frage: Um was geht es in der aktuellen Folge?

Antwort:
Es ist ein aktuelles und brisantes Thema, es geht um Naturschutz kontra Windräder. Und die Erkenntnis, dass das ein hartumkämpfter Markt ist, in dem es um viel Geld und Macht geht.

Frage: Andere Ermittlerteams wie jene aus Münster, Köln oder München genießen Kultstatus. Würden Sie sich das auch wünschen?

Antwort:
Ich bin froh, dass wir nicht ganz so im Fokus stehen. Das gibt uns die Freiheit, auch mal etwas auszuprobieren, komplett neue Wege zu beschreiten und unkonventionell an Sachen ranzugehen. Das ist das Bremer Prädikat: Es sind keine Geschichten von der Stange, die wir liefern. Wir können starke Fälle erzählen, Gesellschaftskritisches bringen und so versuchen, die Welt ein wenig zu verändern - weil wir eben keinen Kultstatus verteidigen müssen.

Frage: Was hat sich durch den „Tatort“ für Sie verändert

Antwort:
Ich habe meinen Namen verloren. Wenn ich auf der Straße angesprochen werde, dann meist mit Stedefreund. Und ich bin Tatort-Experte geworden: Egal, wer Sonntagabend ermittelt hat: Am Montagmorgen in der U-Bahn oder an der Kasse im Supermarkt werde ich darauf angesprochen, höre Positives wie Negatives.

Frage: Ist das nicht nervig?

Antwort:
Finde ich nicht. Man kommt schnell mit Leuten ins Gespräch. Und ich finde es schön, mit Leuten zu reden. Und letztlich ist man als Schauspieler eine Motte: Man sucht das Licht. Ist doch toll, wenn sich Menschen dafür interessieren, was man beruflich macht. Es sind in den allermeisten Fällen lustige und positive Begegnungen.

Frage: Ruhen Sie sich auf diesem Ruhm aus?

Antwort:
Das wäre langweilig. Ich habe das große Glück, dass ich spannende Fernsehrollen und gleichzeitig Theater spielen darf. In der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin gehe ich zum Beispiel Anfang nächsten Jahres mit Tanja Wedhorn zum dritten Mal ins Rennen. Ich finde es schön, wie es gerade läuft.

Frage: Und der Bremer „Tatort“?

Antwort:
Ist meine zweite Heimat geworden. Ich bin ein großer Fan vom Viertel in Bremen, in dem wir drehen. Ein Stadtteil, in dem ich ein bisschen mein geliebtes Kreuzberg wiederfinde. Ich fühle mich nach 15 Jahren ein klein wenig als Teil der Bremer Familie. Auch wenn ich mich stets um Mord und Totschlag kümmern muss, wenn ich da bin.