„Schlaflos in Seattle“-Regisseurin Nora Ephron gestorben

Los Angeles (dpa) - Nora Ephron dachte sich unvergessliche Kinoszenen aus. Etwa in der Beziehungskomödie „Harry und Sally“ mit Billy Crystal und Meg Ryan als beste Freunde, die sich am Ende ineinander verlieben.

Cineastischer Höhepunkt ist Ryans lautstarker Versuch, beim Lunch im Restaurant einen Orgasmus vorzutäuschen. Von Ephron stammte das Skript für die Romanze aus dem Jahr 1989, Rob Reiner inszenierte sie. Billy Crystal zählte zu den vielen Stars, die am Dienstag ihre Trauer über den Tod der Autorin und Regisseurin zum Ausdruck brachten.

„Ich hatte großes Glück, dass ich ihre Worte aussprechen durfte“, sagte Crystal über Ephrons Schreibkunst. Sie sei eine „brillante Schreiberin und Humoristin“ gewesen, zitierte die „Los Angeles Times“ den Schauspieler. Ephron war nach Angaben ihres Sohnes Jacob Bernstein am Dienstagabend in New York gestorben. Sie habe an Leukämie und an einer Lungenentzündung gelitten, sagte er der „New York Times“ mit. Ephron war 71 Jahre alt.

„Ich werde die gemeinsamen Abendessen, Spiele und unser Lachen nie vergessen“, sagte Nicole Kidman, die in Ephrons „Verliebt in eine Hexe“ (2005) mitspielte. Sie sei dankbar für die Freundschaft und die Chance, mit ihr gearbeitet zu haben. Auch Tom Hanks und Ehefrau Rita Wilson fanden warme Abschiedsworte. „Mit Weisheit und Witz, vermischt mit Liebe für uns und Liebe für das Leben, hat sie uns am Esstisch wie auf dem Filmset angespornt“, zitierte die „Los Angeles Times“ aus einer Mitteilung des Paares. Sie seien sehr traurig, ihre Freundin zu verlieren. Hanks ließ sich in „Schlaflos in Seattle“ (1993) und in „E-Mail für Dich“ (1999) von Meg Ryan den Kopf verdrehen, beide Male unter der Regie und nach einem Skript von Ephron.

Die Spezialistin für romantische Komödien arbeitete zuletzt an dem Film „Lost in Austen“ über eine junge Frau in New York, die für die britische Schriftstellerin Jane Austen schwärmt. 2009 setzte sie der amerikanischen Gourmetköchin Julia Child mit „Julie & Julia“ ein Denkmal - mit einer brillanten Meryl Streep in der Hauptrolle.

Vor ihrem Durchbruch in Hollywood war Ephron in New York als Journalistin tätig. In den 1970er Jahren heiratete sie den Watergate-Reporter Carl Bernstein. 1983 schrieb Ephron über ihre gescheiterte Beziehung das bitter-witzige Buch „Heartburn“ („Sodbrennen“), das von Regisseur Mike Nichols mit Meryl Streep und Jack Nicholson verfilmt wurde.

Mit „Silkwood“ (1983) lieferte Ephron ihr erstes Skript in Hollywood ab. In dem Tatsachendrama spielt Meryl Streep eine junge Arbeiterin in einer Plutoniumaufbereitungsanlage. Für die Drehbücher von „Silkwood“, „Harry und Sally“ und „Schlaflos in Seattle“ war Ephron für den Oscar nominiert worden. Die Schriftstellerin und Regisseurin legte in ihren Filmen vor allem Wert auf die Gefühle und zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Hauptcharaktere.

„Schlaflos in Seattle“ (1993) war ihr erster großer Regieerfolg. „Als sie mit der Regie anfing, war sie eine Inspiration für weibliche Filmemacher, denn das war eine Zeit mit sehr wenig Regisseurinnen in Hollywood“, würdigte Taylor Hackford („Ray“), Chef des US-Regieverbands DGA, Ephrons Verdienste.

Ephron wuchs in einer Schriftstellerfamilie auf, auch ihre drei Schwestern schreiben. Sie gab drei Autoren das Ja-Wort. 1987 heirate sie Nicholas Pileggi, der die Vorlage für Martin Scorseses „Good Fellas“ lieferte. Aus ihrer Ehe mit dem früheren „Washington Post“-Reporter Bernstein stammen die Söhne Jacob and Max.