Scream 4: Das Grauen kehrt zurück

Die „Scream“-Reihe hat das Genre schon mal gerettet. Der vierte Teil schwächelt jedoch.

Ausgerechnet die Geistermaske war schon mal ein Hoffnungsträger. 1996 war die Gattung Horrorfilm in einer Sackgasse angelangt. Einfallslose Fortsetzungen langgedienter Horrorreihen wie „Halloween“, „Nightmare“ oder „Freitag, der 13.“ hatten das Genre in eine B-Movie-Massenfertigung absinken lassen.

Wes Cravens „Scream“ sorgte überraschend für eine Frischzellenkur. Mit ironischem Zungenschlag, wehrhaften Opfern und detailverliebtem Bezug auf die Klassiker der ersten Schockerwelle in den 70er- und 80er-Jahren setzte der Film neue Maßstäbe. Zwei Fortsetzungen und eine Phalanx an Nachahmern folgten.

2011 darbt das Horror-Genre erneut: Die mittlerweile populären Folterschocker à la „Saw“ haben die Gewaltschraube bis zum Anschlag angezogen. Ansonsten erschöpft sich die Innovationslust in der Neuauflage anerkannter Klassiker („The Hills Have Eyes“, „Texas Chainsaw Massacre“).

Eigentlich ein guter Zeitpunkt, mit „Scream 4“ jene Reihe wiederzubeleben, die den Horror schon mal aus der Schmuddel-Ecke befreit hat.

Dass nicht nur die Darsteller sämtlicher Figuren, die die ersten drei Teile überlebt haben, sondern auch Regisseur Craven und Skriptautor Kevin Williamson („Dawson’s Creek“) wieder beteiligt waren, wurde vorab als gutes Zeichen gewertet.

Dennoch will der Funke nicht überspringen, wenn Sidney Prescott (Neve Campbell) nach 15 Jahren in ihre Heimatstadt Woodsboro zurückkehrt, um ein Buch vorzustellen, in dem sie die grauenvollen Mordserien der verschiedenen Ghostface-Killer verarbeitet hat.

Während Sidneys Lesung entdecken Sheriff Dewey Riley (David Arquette) und seine Assistentin Hicks (Marley Shelton) den bestialischen Doppelmord an zwei Schülerinnen. Die dazu gehörigen Mordwerkzeuge liegen in Sidneys Kofferraum. Sie darf die Stadt nicht verlassen und bleibt bei ihrer Tante Kate (Mary McDonnell) und deren Tochter Jill (Emma Roberts).

Als ein weiteres Mädchen dem brutalen Schlitzer zum Opfer fällt, ist Sidney klar, dass sich das Grauen von damals wiederholt. Besonders Deweys rastlose Ehefrau, Ex-Reporterin Gale (Courteney Cox), begibt sich bei ihren Nachforschungen in Gefahr.

Das Besondere an der ursprünglichen „Scream“-Trilogie, die zwischen 1996 und 2000 entstand, war die augenzwinkernde Lust an der Demontage gängiger Horrorfilm-Regeln. Zusätzlichen Charme entwickelte die Reihe, weil die stete Weiterentwicklung der drei Hauptcharaktere eine Seifenoper fürs Kino ergab.

Diese emotionale Bindung fehlt diesmal. Weder gelingt es Craven und Williamson, die Altgedienten fruchtbar miteinander agieren zu lassen, noch schaffen sie es, die neuen Figuren so einzuführen, dass der Zuschauer mit ihnen mitfiebert. Spannend ist nicht mehr das Wer, sondern nur noch das Wie. Der menschliche Kern der ersten drei Teile bleibt auf der Strecke. Und handwerklich routinierter Nervenkitzel ist nicht genug, um einen fünften Teil herbeizusehnen.