Fehler oder Absicht? Telefonliste im Berliner Kempinski ohne Israel
Berlin (dpa) - Der französische Filmemacher Claude Lanzmann („Shoah“) hat sich über eine fehlende Israel-Vorwahl auf der Telefonliste eines Berliner Hotels empört.
Der jüdische Dokumentarfilmregisseur warf dem Nobelhotel Kempinski in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vor, die Nummer auf Betreiben arabischer Gäste absichtlich gelöscht zu haben. Dass Israel in der deutschen Hauptstadt so „ausradiert“ worden sei, habe ihn geschockt, sagte der 90-jährige Regisseur.
Das Hotel wies die Vorwürfe zurück. „Dies würde auch unseren Grundsätzen von Gastfreundschaft und Offenheit gegenüber allen Menschen widersprechen“, erklärte eine Sprecherin. Die Liste sei keine vollständige Auflistung aller 193 Ländervorwahlen weltweit, sondern eine Auswahl. Es gebe keinen dezidierten Grund, Israel nicht zu nennen.
Inzwischen sei die Vorwahl ergänzt worden. „Sollten wir mit dem Fehlen der israelischen Vorwahl die Gefühle von Herrn Lanzmann verletzt haben, so bitten wir aufrichtig dies zu entschuldigen“, erklärte das Hotel.
Der 90-jährige Lanzmann beschrieb in seinem „FAZ“-Beitrag, wie ein Hotelmitarbeiter ihm sagte, die Nummer sei nach Beschwerden arabischer Gäste bewusst gestrichen worden. „Es war grauenhaft. Alles um mich herum schien wieder möglich zu werden. Nicht nur die Auferstehung des Nationalsozialismus. Auch alle seine zeitgenössischen Ausformungen, zu denen die Terroranschläge mit massenhaft Opfern genauso wie die Messerstechereien aus der Nähe gehören“, berichtete der Regisseur, der mit der Dokumentation „Shoah“ über den NS-Völkermord an den Juden Mitte der 80er Jahre Filmgeschichte schrieb.