„The Ides of March“: Wer hier siegt, hat schon verloren
„The Ides of March“ beleuchtet den zynischen US-Politbetrieb
Ehrgeiz und Idealismus sind zwei Charaktereigenschaften, die nur selten in einer Person vereint werden, aber Stephen Meyers (Ryan Gosling) ist genau so ein Typ. Mit gerade einmal 30 Lebensjahren arbeitet der bekennende Karrierist als Politikberater für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Mike Morris (George Clooney), dem große Chancen für den Einzug ins Weiße Haus eingeräumt werden.
Die Strategien, die er ausarbeitet, sind ebenso provokativ wie brillant und fordern sogar einem alten Hasen wie den Kampagnenleiter Paul Zara (Philip Seymour Hoffman) Respekt ab. Aber Stephen glaubt nicht nur an sich selbst, sondern auch an die Sache, die er vertritt. Er ist sich sicher, dass ein Mann wie Morris, sollte er die Wahl gewinnen, das Land für viele Menschen zum Besseren verändern kann. Von den erfahrenen Zynikern im Wahlkampfgewerbe wie der Reporterin der New York Times, Ida Horowicz (Marisa Tomei), wird er für seinen idealistischen Eifer milde belächelt. Aber schon bald überschlagen sich die Ereignisse bei den alles entscheidenden Vorwahlen in Ohio.
Der Kampagnenchef der Gegenseite Tom Duffy (Paul Giamatti) versucht den jungen Strategen abzuwerben, was dessen Ego schmeichelt. Ein harmloses Treffen hier, eine Notlüge da und schon gerät Stephen in den Strudel der Intrigen. Durch eine Affäre mit der Praktikantin Molly (Evan Rachel Wood) erfährt er, dass Morris in einen privaten Skandal verwickelt ist, der ihn ins politische Aus katapultieren könnte. Um seinen Chef und vor allem sich selbst zu schützen, muss Stephen Entscheidungen treffen, die die eigene moralische Integrität auf eine harte Probe stellen.
Mit „The Ides of March“ meldet sich George Clooney als Regisseur zurück und beweist auch hier wieder sein Faible für politischen Stoffe, die sich mit analytischer Schärfe dem gängigen Gut-Böse-Schema entziehen. Es gibt keine Helden in diesem Film, nur Verlierer und Sieger, von denen keiner wirklich gewonnen hat. Mit unnachgiebiger Härte zeigt Clooney den enormen Zynismus im amerikanischen Wahlkampfbetrieb. Wer durch dieses System des politischen Darwinismus gegangen ist, hat die eigene Integrität längst verloren, wenn er den Gipfel der Macht erklommen hat.
Clooney hat seinen Blick hinter die Kulissen der korrumpierten Demokratie als fast schon altmodischen Polit-Thriller angelegt, der vor allem über seine präzisen Wortgefechte funktioniert, die in spärlich beleuchteten Hinterzimmern und schäbigen Bars ausgetragen werden. Erlesen ist die Riege der Darsteller, die für das politische Intrigenspiel unter Vertrag genommen wurden. Philip Seymour Hoffman, Paul Giamatti, Jeffrey Wright, George Clooney — Schauspieler von diesem Kaliber bekommt man nur selten gemeinsam in einem Film zu sehen.
Aber es ist vor allem und erneut Ryan Gosling, der aus einem erstklassigen Ensemble herausragt und den Wandel seiner Figur vom idealistischen Karrieristen zum zynischen Intriganten mit schauspielerischer Brillanz und fast schon erschreckender Glaubwürdigkeit vollzieht.
Wertung: n n n n n