Biopic „Trautmann“ - Das Leben einer Torhüter-Legende

München (dpa) - In Großbritannien wird Torhüter-Legende Bernhard „Bert“ Trautmann (1923-2013) verehrt. In seiner Heimat Deutschland dagegen ist der frühere Manchester-City-Star weit weniger bekannt.

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Das könnte sich bald ändern. Denn das Leben des Ausnahme-Keepers aus Bremen wird derzeit von Regisseur Marcus H. Rosenmüller in Bayern verfilmt. Krieg, Versöhnung, Liebe und ein kleines Fußballwunder: Trautmanns Geschichte bietet mehr als genug Stoff für die Kinoleinwand.

Ende des Zweiten Weltkriegs wird das Fußballtalent als deutscher Gefangener in englischer Haft entdeckt. Aus Liebe zu der Tochter seines Trainers bleibt er nach der Entlassung aus der Gefangenschaft auf der Insel. In wenigen Jahren schafft er es vom Provinzclub zum Erstligisten Manchester City - trotz vieler Proteste. Zehntausende demonstrieren gegen den als „Traut, the Kraut“ und „Nazi“ beschimpften Deutschen. 1956 wird er zur Legende: Beim Pokalfinale im Wembley-Stadion sichert Trautmann seiner Mannschaft den Sieg gegen Birmingham City, indem er trotz eines gebrochenen Halswirbels im Tor bleibt.

Ein verachteter deutscher Kriegsgefangener erobert die englischen Herzen und wird zur Fußball-Legende? „Das gibt es gar nicht“, dachte Rosenmüller, als er die Geschichte zum ersten Mal hörte. „Ich habe immer gefühlt, dass man neben dieser tollen Fußballergeschichte etwas Tieferes erzählen kann“, sagt er am Set in München. In einem verlassenen Hinterhof mit rußigem Mauerwerk mitten im trendigen Glockenbachviertel drehte der 43-jährige Regisseur („Wer früher stirbt ist länger tot“) Szenen, die eigentlich in Manchester spielen.

Das einzige Problem an England in Bayern: das Wetter. „Es ist zu gut“, scherzt Produzent Robert Marciniak („Lieblingsfilm“) unter der heißen Münchner Sonne. Vor neun Jahren erzählte er Rosenmüller von Trautmann. Seitdem ließ die beiden die Idee nicht mehr los, dem legendären Keeper einen Film zu widmen.

Bevor Trautmann 2013 an einem Herzinfarkt in Spanien starb, lernten Regisseur und Produzent ihn noch kennen. „Er hat uns seine Lebensgeschichte erzählt - daraus ist dieses Drehbuch entstanden“, sagt Marciniak. „Er hat schon gehofft, dass er bei der Premiere seines Films dabei sein kann.“

Elf Millionen Euro stehen für den Film zur Verfügung, der knapp zehn Jahre von Trautmanns Leben abdeckt. Gefördert wird die deutsch-britische Koproduktion von Bayern und Nordirland. Gedreht wird mit zahlreichen britischen Darstellern - auf Englisch.

Titelheld Trautmann wird aber von einem Deutschen verkörpert: David Kross. Seinen Durchbruch hatte er 2008 mit dem Film „Der Vorleser“ an der Seite von Kate Winslet. Auch für ihn war Trautmann vor dem Dreh ein Unbekannter. „Ich fand die Geschichte unglaublich spannend - das ist einfach eine Kinogeschichte“, sagt der 27-Jährige.

Auf seine Rolle habe er sich mit vielen Fotos vorbereitet. „Ich arbeite viel mit Bildern, meine ganze Wohnung ist voll mit Trautmann-Bildern.“ Das liege vor allem daran, dass es wenig Filmmaterial vom jungen Trautmann gebe. „Es gibt einige Interviews mit dem alten - und ich habe mir dann herausgesucht, wie ich ihn sehe. Das habe ich alles für „meinen“ Trautmann benutzt.“

Im Herbst 2018 soll der Film voraussichtlich in die Kinos kommen. Doch davor müssen noch einige Szenen in den Kasten. Darunter auch die wichtigste: das englische Pokalfinale, das Trautmann unsterblich gemacht hat.