Vier Golden Globes für „The Social Network“ (mit Video)

Beverly Hills (dpa) - Gegen eine spannende Erfolgsstory aus dem Computer-Mekka Silicon Valley hatten ein britischer „King“ und ein „Tourist“ in Venedig keine Chance.

„The Social Network“ über den Beginn von Facebook räumte in der Nacht zum Montag vier Golden-Globe-Trophäen ab. Das Historiendrama „The King's Speech“, das mit sieben Nominierungen königlich als Favorit ins Rennen gegangen war, musste sich mit einem Globe begnügen. Den hatte sich der britische Schauspieler Colin Firth mit seiner Glanzleistung als stotternder König Georg VI. aber auch redlich verdient. Der deutsche Oscar- Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck ging mit „The Tourist“ dagegen leer aus.

Den lautesten und längsten Applaus gab es für Michael Douglas, der für seine Nebenrolle in „Wall Street: Geld schläft nicht“ im Rennen war, aber von Christian Bale („The Fighter“) ausgestochen wurde. Der Beifall galt seinem erfolgreichen Kampf gegen Kehlkopfkrebs. „Der Tumor ist weg“, strahlte der abgemagerte 66-jährige Star vor Showbeginn. Auf der Bühne verkündete Douglas mit fester Stimme den Hauptgewinn des Abends in der Königskategorie „Bestes Filmdrama“.

Das war dann der vierte Globe für „The Social Network“, nachdem bereits Regisseur David Fincher, Drehbuchautor Aaron Sorkin und zwei Filmkomponisten zu Gewinnern gekürt worden waren. „Ich möchte jedem bei Facebook danken“, platzte es aus Filmproduzent Scott Rudin auf der Bühne heraus. Dabei hatte sich Facebook-Gründer und Jung- Milliardär Mark Zuckerberg gegen Finchers filmisches Abbild seiner oft skrupellosen Erfolgsmethoden und Marotten als einsamer Internet- Tüftler heftig gewehrt. Zuckerberg tat den Film als „Fiktion“ ab.

Für Lacher sorgte die sichtlich schwangere Natalie Portman (29), mit einem Golden Globe als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle als besessene Ballerina in dem Psychothriller „Black Swan“. Ihren Verlobten hatte sie erst bei den Dreharbeiten kennengelernt. Der französische Ballett-Choreograph habe darin einen Tänzer gespielt, der im Film mit ihr nicht ins Bett gehen wollte, erklärte Portman. „Aber das ist gar nicht wahr!“, strahlte die Schauspielerin - sie und ihr Verlobter erwarten ihr erstes gemeinsames Kind.

Nichts zu Lachen hatten das „Inception“-Team. Trotz vier Nominierungen, darunter als bestes Drama und für Regie, ging der Film von Christopher Nolan völlig leer aus. Auch „Inception“-Komponist Hans Zimmer konnte keine weitere Trophäe holen. Der gebürtige Frankfurter hatte 1995 mit der Musik für den Trickfilm „Der König der Löwen“ gewonnen. Der deutsche Regisseur Robert Schwentke ging ebenfalls ohne Globe für seine US-Produktion „R.E.D - Älter, Härter, Besser“ nach Hause.

Auch der Deutsche Henckel von Donnersmarck („Das Leben der Anderen“) musste seine drei Gold-Hoffnungen schnell begraben. Sein romantischer Thriller „The Tourist“ brachte weder den Stars Angelina Jolie und Johnny Depp eine Ehrung, noch konnte er sich damit in der Sparte „Beste Komödie“ behaupten. Dass die hölzerne Action-Romanze vom Verband der Auslandspresse überhaupt nominiert worden war, hatte die Filmbranche nach üblen Verrissen und einer Schlappe an den Kinokassen verwundert.

„Ich habe "The Tourist" nicht gesehen“, flachste dann auch Globe- Gastgeber Ricky Gervais auf der Bühne. „Wer schon“, lästerte der britische Komiker. Johnny Depp grinste gequält im Zuschauerraum, als Gervais weiter frotzelte, dass die Juroren sicher Schmiergelder eingesteckt hätten. Nur wenige Tage vor der Gala hatte ein früherer Sprecher dem Verband in einer Klage Bestechlichkeit vorgeworfen.

Jolie hatte zwar schon vor der Show auf dem Roten Teppich ihre Erwartungen runtergeschraubt. Sie sei nur hier, um gute Freunde zu treffen, versicherte die Hollywood-Schönheit in einem hautengen grünen Glitzerkleid. Mit ihrem Auftritt sorgte sie dann aber auch mit für eine glamouröse Feier - für die Party-Stimmung und reichlich Champagner sind die Globes berühmt, kaum ein Star lässt sich die Gala entgehen.

Wenn Ende Februar die Oscars vergeben werden, kann es immer noch viele Überraschungen geben. Denn die Globes sind längst nicht mehr ein sicheres Omen für Hollywoods wichtigsten Filmpreis. Im vorigen Jahr beispielsweise trumpfte James Camerons mit „Avatar“ bei den Globes auf. Bei den Oscars stahl im dann seine Ex-Frau Kathryn Bigelow mit „The Hurt Locker“ die Show.