Vier Oscars für „The King's Speech“
Hollywood (dpa) - Königlicher Triumph für den britischen Film „The King's Speech“ bei den Oscars: Die amerikanische Filmkunst-Akademie hat den Historienstreifen über das Stotter-Problem des englischen Königs George VI. mit vier Trophäen in den wichtigsten Kategorien gekrönt.
Der beste Film des Jahres hatte mit Colin Firth (50) erwartungsgemäß den besten Hauptdarsteller, mit Tom Hooper den besten Regisseur und mit seiner einfühlsamen Geschichte das beste Original-Drehbuch. Insgesamt war der Film in zwölf Kategorien nominiert gewesen.
Der Oscar für die beste Hauptdarstellerin ging am Sonntagabend (Ortszeit) in Hollywood an die ebenfalls favorisierte Natalie Portman als wahnsinnig werdende Tänzerin in „The Black Swan“. Die hochschwangere 29-Jährige konnte Tränen der Rührung nicht verbergen. Strahlende Freude hingegen bei dem 94 Jahre alten, gebrechlichen Kirk Douglas, der einen Preis überreichte und Scherze mit seinem Gehstock trieb.
Die in Nebenkategorien nominierten Deutschen gingen in diesem Jahr leer aus - feierten aber trotzdem. Der in Frankfurt geborene Komponist Hans Zimmer war mit seiner Musik zu „Inception“ ins Rennen gegangen. Auch die Trickfilmer Jakob Schuh und Max Lang konnten keine Statue mit nach Hause nehmen. Die Filmemacher aus Ludwigsburg in Baden-Württemberg waren mit ihrem Werk „Der Grüffelo“ in der Kategorie bester animierter Kurzfilm nominiert.
Schauspieler Firth wirkte mit dem Oscar in der Hand auf der Bühne des Kodak Theatre bei seinen kurzen Dankesworten tief bewegt. Entspannen wolle er nun beim Kochen, sagte der Schauspieler kurz darauf hinter der Bühne. „Ich bin wahrscheinlich der einzige, der die Dinge verspeist, aber ich werde es tun“, scherzte er.
Die Stotter-Szenen fand er sehr anstrengend, verriet Firth in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Das war eine Menge Arbeit, gerade, wenn jemand so stark stottert wie in diesem Fall. Unser Drehbuchautor David Seidler stotterte früher selbst. Er sagte mir, dass es so ähnlich sei, wie wenn man unter Wasser ist.“ Firth sagte, er habe alte Aufnahmen von König George VI., dem Vater der amtierenden britischen Queen, gesehen. „Da habe ich diesen enormen körperlichen und mentalen Konflikt erkannt. Es war wie ein Boxkampf im Inneren dieses Mannes - vor den Augen aller. Der Level der mentalen Erschöpfung muss enorm gewesen sein.“
Preisträgerin Natalie Portman will nach der Auszeichnung einfach mal faulenzen. „Im Bett liegen bleiben, kein Make-Up anlegen oder Haare frisieren müssen, einfach die Jogginghose anbehalten“, das will sich die werdende Mutter so schnell wie möglich gönnen.
Für die besten Spezialeffekte wurden die Computer-Spezialisten von „Inception“ ausgezeichnet - und nicht der Deutsche Stephan Trojansky, der an Clint Eastwoods Drama „Hereafter“ beteiligt war. „Bis zum letzten Moment denkt man doch, dass man gewinnen könnte. Als dann „Inception“ gewann, habe ich mich einfach gefreut, dabei zu sein“, sagte der 36- Jährige.
Einen Preis hätte als „deutscher Star“ das schielende Opossum Heidi aus dem Leipziger Zoo verdient: Die Beutelratte tippte für einen amerikanischen TV-Sender als Oscar-Orakel beide Hauptdarsteller korrekt.
Beste Nebendarsteller wurden Melissa Leo und Christian Bale, die beide in dem Boxer-Drama „The Fighter“ (Deutscher Kinostart 7. April) spielen. Der Thriller „Inception“ wurde ebenfalls mit insgesamt vier Oscars in technischen Kategorien ausgezeichnet, für den Facebook-Film „The Social Network“ gab es drei Oscars.
Moderiert wurde die weltweit im Fernsehen übertragene Gala von den Schauspielern Anne Hathaway und James Franco - ohne Ecken und Kanten. Die Show ging unpolitisch-bieder und glatt-routiniert über die Bühne. Hathaway glänzte vor allem durch viele Kleider- und Frisurenwechsel als Style-Queen. Ob die schlechteste Oscar-Show seit langem, wie viele Blogger und Schnellkritiker sie gleich tauften, mehr Publikum als sonst vor die Fernseher zog, blieb zunächst unklar. Vergangenes Jahr hatte die Show in den USA die beste Einschaltquote seit fünf Jahren (41,3 bis 41,7 Millionen Zuschauer nach verschiedenen Auswertungen).
Eindeutige Verlierer des Abends waren die Brüder Joel und Ethan Coen. Nach zehn Nominierungen für ihren Western „True Grit“ nahmen sie keinen einzigen Preis mit nach Hause.