War Ingmar Bergman ein vertauschtes Baby?

Stockholm (dpa) - Hat das Filmgenie Ingmar Bergman („Szenen einer Ehe“, „Fanny und Alexander“) Briefmarken immer selbst angeleckt, oder „ließ er lecken“? Diese an sich nicht so wichtige Frage steht im Zentrum neuer Aufregung über die Herkunft des 2007 gestorbenen Regisseurs.

Nach neuesten DNA-Analysen von Speichel auf Briefumschlägen mit dem Bergman-Absender kann der große Künstler nicht das leibliche Kind der von ihm innig geliebten Mutter Karin Bergman sein. Ingmar sei kurz nach seiner Geburt 1917 als Baby vertauscht worden, meint nun die Bergman-Nichte Veronica Ralston in einem neuen Buch.

Sie hat ihre eigene DNA mit Proben von Bergmans Briefmarken abgleichen lassen und vom staatlichen rechtsmedizinischen Institut eine eindeutige Auskunft bekommen: „Der Absender der Postsendungen und Veronica Ralston sind mütterlicherseits nicht verwandt.“ Ralstons Mutter ist eine Schwester des Regisseurs und mehrfachen Oscar- und Cannes-Preisträgers. Stammt die Speichelprobe tatsächlich von Ingmar Bergman, können er und seine Schwester nicht dieselbe Mutter haben.

Henning Mankell, ein als Schwiegersohn angeheirateter und selbst berühmter Verwandter, meinte am Freitag in „Svenska Dagbladet“, man müsse das wohl jetzt genauer untersuchen. Zum bisherigen Beweiswert sagte der Schriftsteller: „Ich glaube, Ingmar Bergman hat in seinem Leben nicht sehr viele Briefmarken angeleckt. Das ließ er andere Menschen tun.“

Relativ starke Beachtung fand die neue Theorie von der geheimnisvollen Herkunft auch, weil sich vor einem halben Jahr die Schwedin Louise Tillberg mit der Behauptung gemeldet hatte, ihre Großmutter Hedvig Sjöberg habe Ingmar als heimliche Geliebte von Bergmans Vater zur Welt gebracht. Als der sehr schwächliche leibliche Sohn von Karin Bergman kurz nach der Geburt gestorben sei, habe man ihr das andere Baby „untergeschoben“.

Das klingt ziemlich abenteuerlich. Und nach einer ersten, groß aufgemachten „Enthüllung“ in „Dagens Nyheter“ ruderte das Blatt jetzt auch zurück. Bergman selbst hatte in seinen Erinnerungen „Laterna Magica“ geschrieben, dass er als Neugeborener ebenso wie die Mutter schwer krank und dem Tod nah gewesen sei.

Sein Sohn Daniel hat nichts gegen neue und sichere DNA-Proben, um die Theorie vom vertauschten Baby entweder endgültig zu entkräften oder zu untermauern. Das sei aber die Sache anderer, sagte er „Dagens Nyheter“: „Ob meine Großmutter doch nicht meine Großmutter gewesen ist, interessiert mich nicht.“