Woody Allen im WZ-Interview: „Gute Filme sind Glückssache“

Düsseldorf. Regisseur Woody Allen erklärt zum Start seines neuen Films „Midnight in Paris“, wie schwer ihm sein Job manchmal fällt.

Herr Allen, Sie haben Ihre letzten Filme in London, Barcelona und Paris gedreht. Wonach wählen Sie die Drehorte aus?

Woody Allen: Man muss mich einladen und den Film finanzieren. Wenn jemand sagt: „Kommen Sie nach München und drehen Sie einen Film“, dann sage ich zuerst, wie ich arbeite. Dann sagen sie vielleicht: „Nein, das passt uns nicht, wir ziehen unser Angebot zurück.“ Aber wenn sie einverstanden sind, dann überlege ich, ob ich zu München überhaupt eine Idee hätte.

In Europa finden Sie die Arbeitsbedingungen, die Sie benötigen, offenbar eher. Wo liegt der Unterschied zu den USA?

Allen: Es ist schwierig, Filme in den USA zu finanzieren, ohne Finanziers vorher das Drehbuch zu zeigen und die Besetzung mitzuteilen. In Europa gibt es kein Studiosystem. Die Leute sind Banker und sind zufrieden damit. Ich drehe einen Film, und sie finanzieren ihn. In Amerika aber wollen die, die den Film finanzieren, sich auch in die Dreharbeiten einmischen und kreativ sein. Sie sind aber nicht kreativ. Das macht es schwierig.

Das Paris, das wir in Ihrem Film sehen, ist ein Paris wie aus dem Märchen. Wie sehr entspricht es dennoch Ihrer Sicht auf die Stadt?

Allen: Sehr. Die Stadt, in der ich drehe, bedeutet mir in der Regel viel. Ich nutze sie ungern nur als Kulisse. Paris hat etwas Magisches für mich, ich sehe die Stadt nicht realistisch, genau wie Manhattan sehe ich sie durch eine rosarote Brille.

Im Paris der 20er Jahre, so zeigen Sie es im Film, gab es viel mehr Austausch zwischen den Künstlern als heute. Würde Ihnen so etwas auch gefallen?

Allen: Ich glaube nicht, dass ich so arbeiten könnte. Ich bin dafür zu bürgerlich. Ich brauche mein ruhiges Zimmer und meinen geregelten Tagesablauf. Ich sitze auch nicht in Cafés und trinke mit Intellektuellen. Aber für Amerikaner sind die 20er Jahre in Paris Kult. Es ist einer dieser Mythen, dass die Bohemiens — Hemingway, Fitzgerald, Dali, Picasso — zusammen gelebt, getrunken und ihre Freundinnen ausgetauscht haben. Ich weiß gar nicht, wie viel davon wahr ist und wie attraktiv oder unangenehm das für die Betreffenden vielleicht war.

War es früher — in den 70er, 80er Jahren — leichter für Sie, Ihre Filme zu drehen?

Allen: Keine Zeit war jemals gut für mich als Filmemacher. Es war immer schwer, mein Publikum zu finden und das Geld zusammenzubekommen.

Trotzdem drehen Sie jedes Jahr einen neuen Film.

Allen: Ich mache das ja gerne, es ist wie ein Hobby für mich. Aber es ist eben Glückssache. Man gibt jedes Mal sein Bestes, mal mögen die Leute ihn, mal mögen sie ihn nicht. Man tappt immer im Dunkeln. Man hat keine Kontrolle darüber. Und hätte man sie, wäre es vermutlich keine Kunst mehr, sondern Fabrikation. Aber so hängt man immer in der Luft.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Arbeit?

Allen: Ich habe mehr als 40 Filme gedreht, mit einigen bin ich zufrieden. Zum Beispiel mit „Purple Rose of Cairo“ und mit „Match Point“. Es gibt schon einige, bei denen ich denke, da habe ich einen guten Job gemacht. Es sind nicht viele, aber ein paar Mal war ich schon zufrieden.