"Zeit der Kannibalen": Eine bitterböse Groteske
Nabers „Zeit der Kannibalen“ ist prominent besetzt.
Düsseldorf. Bei der Nachwuchsreihe „Perspektive Deutsches Kino“ der Berlinale gab es im Februar einen Film, der alle anderen überstrahlte: „Zeit der Kannibalen“ von Johannes Naber. Nun startet die extrem schwarzhumorige Groteske um drei Unternehmensberater am Rande des Wahnsinns in den deutschen Kinos. Mit Devid Striesow („So glücklich war ich noch nie“), Katharina Schüttler („Oh Boy“) und Sebastian Blomberg („Der Baader Meinhof Komplex“) ist die Komödie prominent besetzt. Es ist der zweite lange Spielfilm Nabers nach „Der Albaner“ (2011).
Seit geraumer Zeit touren Frank Öllers (Striesow) und Kai Niederländer (Blomberg) von einer Metropole zur nächsten, ohne dabei je die scheinbar heile Welt der immergleichen Luxussuiten zu verlassen. Längst sind sie zerfressen vom eigenen Ego- und Zynismus. Nur die Hoffnung, endlich zum Partner der „Company“ befördert zu werden, lässt sie weitermachen.
Als sich ein Teamkollege aus dem Fenster stürzt, rückt eine junge Kollegin nach: die so ehrgeizige wie undurchschaubare Bianca März (Schüttler). Dann soll auch noch die „Company“ verkauft werden, gerade als das Trio in Lagos weilt, wo es bürgerkriegsähnlich zugeht.
„Zeit der Kannibalen“ lebt von seinen formidablen Darstellern — mit Leichtigkeit spielen sie sich die Bälle zu. Stets spürt man den enormen Spaß, den sie bei den Dreharbeiten gehabt haben müssen. Blombergs paranoider wie unglaublich arroganter Niederländer erinnert mal an George Clooney in „Up In The Air“, vom Habitus hier und da aber auch an Tommy Lee Jones in „Men in Black“. Striesows Öllers changiert zwischen Irrem und besorgtem Papi. Auch Schüttler ist wunderbar als ehemalige Mitarbeiterin einer NGO, halb Gutmensch, halb Berater-Tussi. Zu loben ist auch das Skript von Stefan Weigl. Immer wieder bleibt einem ob der pointierten, herrlich bösen Dialoge das Lachen im Halse stecken. Ein ungewöhnlich radikales Werk.
WZ-Wertung: Vier von fünf Punkten