Görings Ritterheilige und Madonnen in München

Das Bayerische Nationalmuseum in München arbeitet sein Nazi-Erbe auf. Die Kunsthistorikerin Ilse von zur Mühlen hat 72 Skulpturen aus der Sammlung von Hermann Göring auf der Suche nach möglicher Raubkunst unter die Lupe genommen.

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Das Ergebnis: 15 dieser Skulpturen werden als „bedenklich“ oder „vermutlich belastet“ eingestuft, wie das Museum mitteilte. Alle Skulpturen wurden in die Online-Datenbank Lostart eingestellt, um mögliche rechtmäßige Vorbesitzer ausfindig zu machen. Einige der Skulpturen sind derzeit im Münchner Museum ausgestellt.

Im Nationalmuseum befinden sich heute mehr als 400 Objekte, die der führende Nazi-Politiker Göring einst in seinem Besitz hatte, darunter die 72 Skulpturen, wie das Museum am Mittwoch mitteilte. Sie standen einst in Görings Prunksitz Carinhall nördlich von Berlin. „Er hatte viele Madonnen und noch mehr Ritterheilige“, sagte Museumsreferent Matthias Weniger.

Göring hatte als Mitglied der Nazi-Elite eine riesige Kunstsammlung angehäuft — oft durch Erpressung oder Raub. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fand ein großer Teil den Weg zurück zu den rechtmäßigen Besitzern. Es blieb ein Restbestand, deren Verwaltung der Bundesrepublik und dem Freistaat Bayern übertragen wurde. Die Objekte, die nach Bayern gingen, wurden unter Museen aufgeteilt. Göring wurde im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 zum Tod durch den Strang verurteilt und beging vor der Vollstreckung Suizid.