Von der Heydt-Museum Große Kunst ganz lässig präsentiert
Das Wuppertaler Von der Heydt-Museum feiert seinen Namensgeber mit ebenso spektakulären wie hochkarätigen Ausstellung „Weltkunst“.
Wuppertal. Es ist die schiere Pracht, die sich Raum für Raum vor dem Betrachter ausbreitet. Das Wuppertaler von der Heydt-Museum feiert ab Dienstag mit der spektakulären Ausstellung „Weltkunst — von Buddha bis Picasso“ seinen Namensgeber, dem es durch die Schenkungen in den 50er und 60er Jahren den größten Teil seiner großartigen Sammlung verdankt.
„Eduard von der Heydt hatte in Deutschland die bedeutendste Privatsammlung der 30er und 40er Jahre“, hebt Museumsdirektor Gerhard Finckh hervor. Aus dem Depot werden denn auch Werke von Weltrang im Dutzend hervorgeholt: Die großen Expressionisten Kirchner, Kandinsky und Macke, die schon Eduards Vater August gesammelt hat. Franz Marcs „Blauschwarzer Fuchs“ hängt da, einiges vom Jugendstilmaler Ferdinand Hodler. Ein ganzer Raum im ersten Obergeschoss ist ausschließlich Gemälden von Paula Modersohn-Becker gewidmet.
Ihre volle Wucht entwickelt die Ausstellung allerdings im zweiten Obergeschoss. Da treffen die Meister der europäischen Moderne auf exquisite Werke asiatischer und afrikanischer Kunst. Van Goghs „Kartoffelsetzen“ hängt neben einem Buddha-Kopf aus Kambodscha, daneben werden ein Kopf von einem ägyptischen Sarg aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und eine Madonna mit Kind präsentiert.
Genauso hatte Eduard von der Heydt, der Bankier aus Elberfeld, die Kunstwerke in seinem Haus in Zandvoort in den 20er Jahren arrangiert. Unter den Zeugnissen jahrhundertealter Kultur saß er mit Gästen in geselligen Kaffeerunden, auch der im niederländischen Exil lebende Ex-Kaiser Wilhelm II. besuchte ihn dort gelegentlich.
Für von der Heydt waren all diese Werke ungeachtet ihrer Herkunft gleichberechtigt. Die außereuropäischen Objekte betrachtete er nicht etwa mit völkerkundlichem Interesse auf Funktion oder Kuriosität, sondern als genuine Zeugnisse schöpferischer Kraft — als Weltkunst.
Antje Birthälmer, Kuratorin der Ausstellung und stellvertretende Museumsleiterin, verzichtet bewusst auf eine eigene Deutung der Sammlung und setzt sie stattdessen in den Rahmen, den sie bei Von der Heydt hatte. Immer wieder evoziert die Ausstellung dezent die räumliche Situation, in der er seine Kunst präsentierte. Für ihn gehörte sie zum täglichen Lebensumfeld. Selbst den Speisesaal seines Hotels über dem Lago Maggiore stattete er mit Gemälden von Picasso, Toulouse-Lautrec, Gauguin und Munch aus. Die weiß gedeckten Tische mit den schlichten Holzstühlen scheinen in das Schwarz-Weiß-Foto an der Wand überzugehen. Dafür hängen die Gemälde vom Foto nun im Original an der Wand in Wuppertal.
Der Reichtum an hochkarätigen Werken könnte einem glatt den Atem nehmen, wäre die Präsentation nicht so leicht und luftig. Der Ausstellung präsentiert das Miteinander von europäischer und außereuropäischer Kunst ebenso lässig und spannend wie einst Eduard von der Heydt — auf dass die Kunst einen neuen Blick öffnet.