Henning Mankell geht offen mit Krebsdiagnose um
Der Erfinder von Kommissar Wallander geht offen mit seiner Krebserkrankung um — er will damit anderen Menschen Mut machen.
Stockholm. Henning Mankell ist einer, der sich nicht auf seinem Erfolg ausruht. Er kämpft, er beißt, er lässt die Welt nicht wegschauen, wenn es um Armut und Unterdrückung geht. Nun rückt sein eigenes Leiden in den Fokus. Gestern gab der Autor auf seiner Webseite und in einer Zeitung bekannt, dass er an Krebs erkrankt ist. In einer unregelmäßigen Kolumne in der „Göteborgs Posten“ will er nun von seinem Kampf gegen die Tumore in Lunge und Hals berichten.
Mankell hatte sich Anfang des Jahres bei einem Orthopäden in Stockholm untersuchen lassen, weil bei ihm ein Bandscheibenvorfall vermutet worden war.Ein Irrtum, wie sich zeigte: „Als ich tags darauf zurück nach Göteborg fuhr, tat ich das mit einer ernsthaften Krebsdiagnose“, schreibt der Autor. „Meine Angst ist sehr groß, aber ich kann sie im Großen und Ganzen unter Kontrolle halten.“
Mankell sagte weiter, er habe sich sehr früh entschieden, über seine Krankheit zu schreiben, weil es für ihn um Schmerzen und Leiden gehe, die so viele andere Menschen auch betreffen. „Ich habe mich entschieden zu schreiben, wie es ist. Über den schwierigen Kampf, der es immer ist“, kündigte der Schriftsteller an. „Aber ich werde aus der Perspektive des Lebens, nicht des Todes, schreiben.“
Dieses Engagement, das eigene Befinden in den Dienst einer höheren Sache zu stellen, ist typisch für Mankell. Er nutzt die Popularität, die ihm seine Wallander-Romane eingebracht haben, um auf — wie er meint — wichtigere Themen aufmerksam zu machen. 2010 reiste er mit der „Gaza-Hilfsflotte“ Richtung Palästina. Mehrere Aktivisten kamen dabei ums Leben, er selbst war tagelang inhaftiert.
„Ich bin Realist“, sagte Mankell Ende letzten Jahres in einem Interview. Optimismus, Pessimismus — das sei ihm egal. „Das sind nur Gefühle. Ich versuche aber, mein Hirn zu benutzen.“ Vielleicht ist das der Grund, warum er seinen Kampf gegen den Krebs mit Worten führen will.
Mankell ist nicht der erste Schriftsteller, der seinen Umgang mit dem Krebs öffentlich schildert. Als der Bestsellerautor Wolfgang Herrndorf 2010 die Diagnose Hirntumor bekam, startete er einen Blog im Internet, in dem er den Krankheitsverlauf, seine Wut, Todesangst und seine Verzweiflung schilderte. Auch der 2010 gestorbene Theaterregisseur Christoph Schlingensief schrieb ein Krebstagebuch und ließ den Leser an dem Wechselbad seiner Gefühle teilhaben.