„Achtung Gemälde“ - Lenbachhaus vor Neustart
München (dpa) - Die weltberühmte Blauer Reiter-Sammlung des Münchner Lenbachhauses hat einiges mitgemacht in den vergangenen Jahren. Seit das Münchner Kunstmuseum seine Tore im Jahr 2009 für millionenschwere Umbauarbeiten schloss, sind die Werke der Künstlergruppe um Wassily Kandinsky und Franz Marc um die Welt gereist.
Ausgerechnet während der Fukushima-Katastrophe waren sie in Japan, und den 100. Geburtstag der Künstlergruppe verbrachten die weltberühmten Werke fernab der Heimat.
Spätestens am 8. Mai 2013 aber hat die Rastlosigkeit ein Ende. Dann wird die Städtische Galerie im Lenbachhaus wiedereröffnet. Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers nannte die Neueröffnung am Mittwoch in München „das“ Kunstereignis in Europa. Das wohl berühmteste Bild der Sammlung, Franz Marcs „Blaues Pferd“, ist schon von diesem Donnerstag an wieder in München zu sehen. Dann startet die Ausstellung „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ im Kunstbau unter dem Königsplatz. Es ist die letzte Ausstellung vor der großen Wiedereröffnung.
Darin gibt das Lenbachhaus schon einmal einen Einblick in das, was da kommt 2013. Das Museum gewährt einen Blick hinter die Kulissen. „Der Kunstbau wird zum Laboratorium“, sagte Küppers. Es hat seine Depots geöffnet und alte, verborgene Schätze zutage befördert, die nun - teils vor den Augen der Öffentlichkeit - restauriert werden. „Achtung Gemälde“ warnt ein Schild auf einem der Arbeitstische. Gezeigt werden mehrere hundert Hauptwerke und unbekanntere Schätze vom 19. Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischer Kunst. Eine „Operation am offenen Herzen“ nannte Küppers das.
Besucher der Ausstellung, die mit wechselnden Exponaten auch einen Überblick über die Geschichte des Hauses geben soll, können ihr Lieblingsbild wählen und so möglicherweise auch dafür sorgen, dass es aus dem Depot geholt und im renovierten Lenbachhaus gezeigt wird. Das Haus will den Neustart nicht nur baulich, sondern auch inhaltlich verstehen. „Wir müssen uns von Zeit zu Zeit hinterfragen. Sind unsere Kriterien dauerhaft oder geboren aus Konventionen?“, sagte der Direktor des Hauses, Helmut Friedel. Und: „Im neuen Lenbachhaus wird es einen anderen Zugang geben als das bislang der Fall war.“ Ein starrer Rundgang soll aufgebrochen werden, Besucher sollen „Sammlungsgebiete direkt ansteuern“ können.
Die Arbeiten an der Künstlervilla Franz von Lenbachs aus dem 19. Jahrhundert stehen nach Angaben Küppers' kurz vor dem Abschluss. Innen sei zwar noch einiges zu tun, das Haus sei von außen aber fertig, selbst der Garten sei schon wieder angelegt, die Baucontainer seien weg. „Wir sind sicher, dass dies kein Flughafen Berlin wird“, sagte Küppers. „Die Brandschutzvorrichtungen funktionieren.“