Gerhard Richters „Atlas“ zum 80. in Dresden
Dresden (dpa) - Scherzen, Lachen und Autogramme: Der mit Spannung erwartete berühmte Künstler war guter Dinge. Umringt von einem Fotografen-Pulk schritt Gerhard Richter am Freitag von der Brühlschen Terrasse in Dresden in den Lipsiusbau.
Das Gebäude gehörte früher zur Hochschule für bildende Künste, an der er studierte. Wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag (am 9. Februar) kehrte Richter ein weiteres Mal zu persönlichen und künstlerischen Wurzeln zurück. Bei der Pressekonferenz zur Ausstellung mit seinem „Atlas“ zeigte sich der 79-Jährige bestens aufgelegt, agil und glücklich.
Fröhlich scherzend, lächelnd und grüßend setzt sich der gebürtige Dresdner im Podium, nachdem er seiner Frau, der Malerin Sabine Moritz, nochmal zärtlich über den Rücken gestrichen hat. Die Mutter seiner drei jüngsten Kinder ist fast immer dabei, wenn er an die Elbe reist. Manchmal etwas vernuschelt, sonst schlagfertig und bestimmt gibt Richter ungewohnt offen Auskunft - zur Arbeit ausführlicher und verhaltener über Persönliches. Nur über seine Zukunftspläne will er nicht sprechen: „Darauf gebe ich keine Antwort.“
Seine Bemerkungen sorgen oft für Heiterkeit, etwa bei der Frage, ob er angesichts mit ihm verbundener Superlative wie „teuerster, bester, wichtigster Künstler“ ein glücklicher Mensch sei. „Das weiß ich nicht“, sagt er und seine blauen Augen blitzen. „Es sieht so aus im Moment, also heute, ja“, lacht der weltberühmte Maler, dessen Werke Rekordpreise erzielen. Das Alter ist ihm nicht anzusehen, die 80 aber bewusst. „Man erschrickt“, bekennt er. Wie er damit umgehe? „Ich werde ja nicht gefragt.“ Aber es sei ein gewisser Trost, dass er gerade so gefragt sei. An seinem Geburtstag sei er „in kleinstem Kreis“ in Berlin.
Die Arbeit ist dem Perfektionisten noch immer wichtig. Er geht nach wie vor täglich ins Atelier, arbeite aber weniger als mit 60. „Das lässt ein bisschen nach“, sagt er. „Was soll ich denn machen, es ist das Zuverlässigste und Schönste, was wir haben, außer der Familie.“ Dabei sei ihm die gegenwärtige Epoche immer näher. „Eine Epoche, die im Nachblick spannend war, sind die Sechziger, wo vieles angelegt ist; was ich damals gar nicht wusste.“ Darauf habe er immer wieder zurückgegriffen.
Die Frage, wie er sich mit 80 die kindliche Neugier bewahrt, lässt ihn wieder lachen. „Das weiß ich auch nicht. Wie das Leben eben so spielt“, sagt er. „Hoffentlich hält es noch ein bisschen an“, klopft Richter auf den Holztisch. Die bohrende Neugier, wie der rote Faden in seinem Schaffen aussieht, befriedigt ein schelmisch lachender Richter mit seiner knappen Antwort nicht: „Rot!“ Bevor er sich dann nach einer Stunde Blitzlichtgewitter und Fragen den warmen Anorak überzieht, schüttelt er noch Hände, steht für Handyfotos still und gibt Autogramme - mit gezeichnetem Herzchen.