Hauptstadt: Bund will das Berliner Schloss
Der Bauminister kündigt überraschend an, dass der 480 Millionen teure Neubau schon 2013 fertig sein soll.
Berlin. Der teilweise Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses rückt jetzt doch näher. Die Bundesregierung will mit dem Neubau eines Humboldt-Forums auf dem Schlossplatz mit der historischen Fassade des Hohenzollernschlosses schon in drei Jahren beginnen, kündigte Bauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) im Berliner "Tagesspiegel" überraschend an. Der 480 Millionen Euro teure Bau soll 2013 fertig sein. Das Land Berlin will sich auf einen Finanzierungsbeitrag erst nach einer Prüfung des neuen Konzepts festlegen. Auch in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die auf dem Schlossplatz Flagge zeigen will, ist man erfreut über den "neuen Schwung" in der Schlossdebatte.
Tiefensee sagte, Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) stehe dem Projekt positiv gegenüber, noch für dieses Jahr plant der Verkehrsminister eine Abstimmung im Kabinett und im Bundestag sowie die Auslobung eines Architekturwettbewerbs. Auch der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) signalisierte das Interesse der Hauptstadt, "dass das Vorhaben verwirklicht wird". Eine Berliner Finanzbeteiligung macht Wowereit allerdings von den neuen Daten und Fakten abhängig, die er noch nicht kenne. Laut Tiefensee will Wowereit noch einmal mit dem Koalitionspartner Linkspartei über das Projekt sprechen.
Für das ehrgeizige Projekt plant die Bundesregierung nach seinen Angaben 480 Millionen Euro ein. 80 Millionen sollen vom Förderverein um Wilhelm von Boddien kommen. Tiefensee zeigte sich "sehr zuversichtlich", diese Summe erhalten zu können. Einen Teil des Geldes könne der Bund vorfinanzieren. Das Land Berlin forderte er auf, sich neben der Bereitstellung des Grundstückes mit einem "Millionenbetrag" an den Baukosten zu beteiligen.
Nach einem Beschluss des Bundestages soll das Forum an drei Seiten mit den Fassaden des historischen Hohenzollernschlosses errichtet werden, während die vierte Seite zur Spree hin modern gestaltet werden soll.
Das stößt bei der Berliner Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD) auf Skepsis. "Das kann doch nicht ein wie auch immer geartetes Aneinanderreihen von Fassadenelementen aus Schloss und Palast werden", meinte sie. Vorstellbar sei dagegen, Teile des noch vorhandenen Volkskammersaals in die Innenausstattung des Gebäudes zu integrieren.