Hieronymus Bosch starb vor 500 Jahren
Amsterdam (dpa) - Kritisch, aber freundlich schaut Hieronymus Bosch auf seine Stadt, den Pinsel in der rechten, die Palette in der linken Hand. Auf dem Kopf eine Kappe, um die Schultern ein langes Cape.
Mitten auf dem Alten Markt hat 's-Hertogenbosch dem Maler ein Denkmal gesetzt. Vor 500 Jahren starb der Meister in der südniederländischen Provinzstadt.
Die farbigen Visionen von Himmel und Hölle des Malers üben bis heute eine große Anziehungskraft auf Millionen Menschen aus. Die bisher größte Ausstellung zur Zeit im Prado in Madrid verspricht, ein Magnet für Touristen aus aller Welt zu werden.
Zuvor hatten bereits in 's-Hertogenbosch mehr als 400 000 die große Jubiläumsausstellung gesehen. Um dem Ansturm gerecht zu werden, hatte das Museum in den letzten Wochen sogar nachts seine Türen geöffnet. Und bis zum Ende des Jahres feiert die Stadt den Maler noch mit weiteren Ausstellungen, Tanz und Musik.
Mit den schmalen Gassen, den mittelalterlichen Häuschen und der ehrwürdigen Kathedrale ist Den Bosch, wie die Niederländer sagen, eine malerische Kleinstadt. Kaum vorstellbar, dass Hieronymus Bosch hier seine wundersame Schreckenswelt schuf: Hämische Teufel, furchterregende Uhus, ein Trichter auf zwei Beinen, Menschen mit Fischköpfen.
Immer wieder stehen Touristen auf dem Marktplatz vor der großen Skulptur des Malers. Doch hat er tatsächlich so ausgesehen? Unwahrscheinlich. Es gibt keine gesicherten Porträts. Auch über seine Person ist kaum etwas bekannt.
Um 1450 wurde Hieronymus als Sohn der angesehenen Maler-Familie van Aken geboren. Jeroen, wie er in den Niederlanden genannt wird, war ein begabter Junge und besuchte die Lateinschule.
Durch seine Heirat mit der wohlhabenden Aleid van de Meervenne 1480 stieg er in die höheren Kreise der Stadt auf und wurde sogar in die illustre Liebfrauen-Bruderschaft aufgenommen. Die sogenannte Schwanenbruderschaft besaß in der Kathedrale eine eigene Kapelle, für die Hieronymus wohl auch ein Altarbild gemalt hat. Der Ruhm des Malers reichte weit über die Stadtgrenzen hinaus bis an den spanischen Hof.
Am 9. August 1516 wurde er begraben, geht aus den Archiven der Sint-Jans-Kathedrale hervor. Doch wo sein Grab ist, woran er starb, ob er Kinder hatte - das alles ist unbekannt.
Um Jeroen Bosch kennenzulernen, muss man weit zurück gehen in die Zeit auf der Schwelle vom Mittelalter zur Renaissance. Das wagte der Rotterdamer Zeichner Marcel Ruijters. Zum Jubiläumsjahr und im Auftrag der Veranstalter verarbeitete er die Lebensgeschichte in einer Graphic Novel, die jetzt auf Deutsch erschienen ist. Ruijters ist spezialisiert auf mittelalterliche Themen und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet.
Schlaksig, blonde lange Haare, eine lange spitze Nase - so stellt Ruijters ihn dar. Seine groben Zeichnungen stehen in einem schrillen Kontrast zu den prachtvollen feingemalten Gemälden von Bosch. Das ist klar - es ist ein Comic.
Doch gerade durch die Form wird die Lebenswelt drastisch lebendig: Korrupte Priester, furchterregende Leprakranke, ausgemergelte Krüppel, gierige Alte, dicke Reiche - Ja, so muss die Stadt ausgesehen haben, in der Bosch seine Inspiration fand.
Bilder von wilden Tieren wurden damals auf dem Marktplatz zur Schau gestellt. Hieronymus erlebte den Bau der Kathedrale, auf deren Dach bis heute steinerne Monster und Engel sitzen. Oder das große Feuer von 1463: Es verwüstete große Teile der Stadt. Auch wenn das Elternhaus von Hieronymus Bosch verschont wurde, das Feuer muss ihn - damals etwa 13 Jahre alt - stark beeindruckt haben. Auf zahlreichen Bildern malte er später Stadtbrände, apokalyptische Feuer.
Alle Bilder malte Bosch in seiner Heimatstadt. 45 gibt es heute noch, sie sind im Besitz von 18 Sammlungen in zehn Ländern - kein einziges in seiner Heimatstadt. Er selbst aber hat diese wohl nie verlassen.