Karl Kunz im Von der Heydt-Museum: Späte Würdigung für den Außenseiter

Von der Heydt-Museum zeigt Werke des verkannten Karl Kunz.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Sie sind verstörend, überladen und völlig aus ihrer Zeit gefallen. Die Werke von Karl Kunz galten zu dessen Lebzeiten als schlichtweg nicht vermarktungsfähig. In den gänzlich vom Abstrakten dominierten Fünfzigerjahren blieb Kunz dem Figürlichen verhaftet und malte sich damit regelrecht in die künstlerische Isolation. „Dieses Aggressive in seinen Werken konnte man in den betulichen 50er Jahre nicht ertragen“, sagt Beate Eickhoff.

Dass Kunz’ Kunst in unserer Zeit dagegen durchaus ihre Berechtigung hat, möchte die Kuratorin des Von der Heydt-Museums mit einer Ausstellung zeigen, die ab dem 1. April in Wuppertal zu sehen ist. Bis zum 8. Juni werden 50 Werke des herausragenden Außenseiters gezeigt, zwei davon hat Wolfgang Kunz, der Sohn des Malers, dem Museum geschenkt.

Einige der großformatigen, häufig auf Holzplatten gemalten Bilder erinnern stark an Matisse und Picasso. Vor allem aber fällt die eigenwillige Symbolsprache des Malers auf, der Menschen häufig als schnecken- oder larvenhafte Mischwesen darstellt und mit seinen surrealen Kompositionen häufig um die Themen Eros, Tod und Sünde kreist.

„Auf den ersten Blick hat man das Gefühl, man sieht eine Explosion. Doch die Werke sind sehr sorgfältig konstruiert“, sagt Museumsdirektor Gerhard Finckh. Der Reiz besteht aus seiner Sicht darin, dass „die Bilder mehr erzählen, als man beim ersten Hinsehen wahrnimmt. Sie enthalten unglaublich viele Figuren, die man erst auf den dritten oder vierten Blick entdeckt.“

Die Ausstellung beginnt mit Werken aus den Jahren 1934. Die Nationalsozialisten hatten dem Maler gerade erst mit einem Malverbot belegt, ihn als „entartet“ verfemt. Kunz malte nachts und fing in seinen Werken die düstere Stimmung jener Zeit ein.

Die Schau endet mit Kunz’ letzten Werken aus den Jahren 1951 bis 1969, die etwa vom Pop-Art beeinflusst wurden. In diesen Jahren gewann zudem der Akt an Bedeutung.

Seine späte Würdigung hat Kunz, der 1971 starb, nicht mehr erlebt. In den 80er Jahren erst entwickelte sich mit der „Leipziger Schule“ ein Interesse an seiner figürlichen Bildsprache. Die Ausstellung in Wuppertal soll dazu beitragen, dass einem zu Unrecht Vergessenen späte Anerkennung zuteil wird.