Bochum Krebbers Bronzeskulpturen wirken wie Slapsticks

Im Museum DKM und auf dem neuen Bochumer Campus präsentiert der Bildhauer sein Werk.

Foto: Gereon Krebber

Bochum/Duisburg. Am Mittwoch lud Gereon Krebber (Jg. 1973) zur Pressekonferenz nach Bochum, um zwei Bronzeskulpturen für den Neubau der Hochschule für Gesundheit einzuweihen. Am Donnerstag bittet er zur Pressekonferenz ins Privatmuseum DKM nach Duisburg. Dass dieser einst unangepasste Student, der ohne Meisterschülerbrief aus Düsseldorf nach London entwich, eines Tages erfolgreich sein sollte, war ihm nicht in die Wiege gelegt.

Im Gegenteil, er tat alles, um die Bildhauerei mit Slapsticks aus den Angeln zu heben. Seine ersten Ausstellungen kosteten ihn nur ein paar Beutel Gelatine, die er mit heißem Wasser und Zucker anrührte, um sie anschließend zwischen weiße Stützpfeiler zu gießen. Krebber beließ es aber nicht beim Pudding, wie seine jüngsten Arbeiten beweisen.

Im Bochumer Campus liegt eine Skulptur auf der breiten Freitreppe, sie droht herunterzurutschen. Das Gegenstück steht 150 Meter davon entfernt als massiger, zylindrischer Halbmantel. Dazu erklärt er mit einem geradezu perfiden Unterton: „Halbieren Sie ein Mittelstück vom kleinen Finger. Die Hälfte ohne Knochen wirkt weich und schlaff und liegt nun auf den Stufen. Die andere Hälfte mit Knochen bleibt stabil.“ Als Titel wählt er „Limp“, eine englische Vokabel für „schlaff“.

Im Museum DKM zeigt er, was er sonst noch kann. Da baut er eine schwarze, archaisch wirkende Skulpturengruppe wie einen Rammbock hinter der Eingangstür auf. Wer die Dinger befühlt, spürt weiche Folie. Der Künstler liebt das Spiel mit den Materialien. Im selben Raum ist ein Kaugummi an die Wand genagelt, allerdings im Abguss, mit etwas Patina.

Krebber hat bei den Professoren Tony Cragg und Hubert Kiecol studiert, bevor er seit 2012 selbst an der Düsseldorfer Kunstakademie als Professor tätig ist. Er kennt die Kollegen aus der Vergangenheit, an denen er sich abarbeitet. Bestes Beispiel ist Gotthard Graubner, dessen Kissenobjekte immateriellen Farbräumen gleichen. Doch Krebber, der Macher, Bastler und experimentierfreudige Künstler, nimmt Ersatzstoffe.

Er zimmert aus Holz, Verpackungsmaterial und Klebeband ein Kissenobjekt, hantiert dann mit dem Föhn und setzt mit Heißluft systematisch ein Loch neben das andere in die Folien. Dabei kommen die unteren Klebebandschichten je nach dem Hitzegard zum Vorschein. Die Kreise zerstören die Oberfläche, aber sie setzen nun Farben frei.

Seine Denke wird vielleicht am besten auf einer Art Klettergerüst aus lauter ovalförmigen Stangen deutlich. Die stählernen Objekte in Duisburg haben einen grafischen Scharm. Aber Krebber tunkt ordinäre Wischmopps in einen Polyurethanleim und sprüht sie anschließend mit einer dreckig-grauen Farbe an, um sie auf das Stahlgerüst zu werfen. Schön und gemein, perfide und perfekt ist seine Kunst.